Full text: Mexiko

  
  
  
  
  
  
330 Beim Verräter Maximillans. 
„Was für ein unterirdiſches Schloß?“ fragte ich. 
Als wenn ſie meine leiſe erſtaunte Frage gehört, wen— 
dete ſich das Mädchen, indem ſie ſich aufrichtete, zu mir, 
und wie wenn ſie eine herrliche Viſion hätte, berichtete ſie 
mir, was ſie ſah: 
„Das liegt unter der Erde in Queretaro, unter dem 
Glockenberge, wo er erſchoſſen wurde, da iſt der Eingang. 
Juan hat ihn gefunden und bringt mir die köſtlichen Steine 
von dort, denn unten iſt alles herrlich von Gold, Silber 
und Edelgeſtein. Ja, Sie glauben es nicht, aber ich weiß 
es, ich ſehe es vor mir, da unten thront der Kaiſer Maxi— 
milian; er iſt nicht tot; die Thoren glaubten, ſie hätten 
ihn erſchießen können; er verſchwand und begab ſich hinab 
in ſeine Kaiſerburg, er konnte ja nicht ſterben, er war zu 
groß und herrlich, er ſpottet ihrer und hält Hof mit ſeinen 
Getreuen und wartet, bis der Augenblick da iſt, an dem er 
kommen wird und einziehen als ahher und uns befreien 
von den Niedrigen.“ 
Ihre Augen hatten einen wunderbaren Glanz, wie ſie, 
ſich halb aufrichtend, das ſprach. Dann ſank ſie zurück in 
die Kiſſen, und ihre Züge verklärte ein Lächeln wie das 
einer Seherin 
„Maria Santissima,“ weinte die Mutter, am Bette 
knieend und die Hände der Tochter ergreifend und küſſend 
„Geh' nicht von mir, Anita! Was bleibt mir ohne Dich?“ 
Ich verſuchte, ſie zu beruhigen, ihr ſagend, daß dieſe 
Phantaſien in dieſem Stadium der Krankheit nichts Unge— 
wöhnliches wären und nicht als ein ſo entſchieden übles 
Zeichen gedeutet werden müßten, wie ſie es aufzunehmen 
ſcheine. * 
„Nein, ſie phantaſiert nicht,“ behauptete die Mutter, 
  
  
  
 
	        
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