— —
Das Kaiſerbad in Mexiko. 349
es immer wieder her. Aber, daß unſere Herrin dem Gelde
des reichen Fremden gefolgt iſt, und nun auch Donna
Mariquita nach ſich zieht, wo ſie doch ſelbſt ſchon heimweh—
krank ſein ſoll, das iſt ſchlimm, das gefällt mir nicht. Sie
ſollte kurzen Prozeß machen und Hamburgo „Adios“ ſagen
und mit ihrer Tochter wieder zu uns zurückkehren, ſtatt
uns Ärmſten, die wir ſchon verwaiſt genug ſind, noch unſern
einzigen Troſt Engel wegzunehmen .. . . Ach Gott“ —
ſagte er nach einer Pauſe — „ſeit der Kaiſer tot iſt, kommt
Unglück über Unglück.“
„Es ruht ein Unſegen auf all den Fremden mit ihrem
ganzen Gelde,“ klagte die Frau wehleidigen Tones. „Mir
iſt, als müßte die Sonne aufhören zu ſcheinen, wenn Donna
Mariquita uns verläßt.“
„Ja, ja, das iſt die alte Geſchichte von dem Fluch
gegen die Fremden“ beſtätigte der Alte, „die bisher ge⸗
kommen ſind, uns das Beſte zu nehmen, was wir haben.“
„Was iſt das für eine Geſchichte?“ — „Erzähle ſie
uns!“ baten die Kinder. Nadel und Faden raſteten eine
Weile. Man drehte ſich Zigarretten, und der Alte erzählte,
während wir aus unſerm Verſteck, unſere Frühſtücksvorräte
verzehrend, aufmerkſam zuhörten.
„Alſo, die Geſchichte vom verlorenen Paradieſe ſollt
Ihr hören, wenn Ihr ſie noch nicht kennt. Unſer guter
Pater hat ſie mir einmal vor vielen Jahren erzählt, der
Pater Fiſcher, der Beichtvater vom Kaiſer, Gott hab' ihn
ſelig: Der Jünger, der den Herrn um 80 Silberlinge
verriet, war der Klügſte von allen. Er war dazu auser—
ſehen geweſen, der Menſchheit die Lehre ſeines Herrn, ſo wie
dieſer ſie ſelbſt meinte, vein und unverfälſcht zu predigen.
Denn der Herr hatte ihn als den Klügſten in alle Weisheit