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356 Die Ketzertaufe.
oder mit Fußtritten ihre ſchwer beladenen, laut gähnenden
Eſelchen zu ſchnellerer Gangart antreiben.
Sie können es nach langer, ſtaubiger Tour nicht
erwarten, bis ſie vor dem Ausſpann am rohen Holztiſch
mit ihren Compadres, den Gevattern, den Rancheros, ſich
treffen und beim Becher der roten Colonche oder beim
Glaſe Mescal-Schnaps würfeln und die Neuigkeiten aus—
tauſchen können.
Ein luſtiges Feuerchen flackert dort auf, wo die noch
geſattelten Pferde und Karren neben der Gruppe der
Zechenden ſtehen, denn der eine der berittenen Rancheros
hat ſein letztes Zicklein, was er von dem Markte übrig
behielt, zum beſten gegeben, damit das ewige Mäh, Mäh
des vom Sattel herabhängenden und von der Machete,
dem Säbel, elend geſcheuerten Tierchens endlich ein Ende
hätte. Man wußte ſchnell Rat für ſeine Erlöſung. Nach—
dem der Kopf mit der ſtumpfen Machete mehr abgeſägt,
als abgehauen war, wurde es geöffnet und ausgeweidet an
einen Spieß geſteckt und mit ausgebreiteten Gliedmaßen wie
eine Schildwache vor das ſchnell angemachte Feuer am
Wegrande geſtellt und gebraten.
Von den langweiligen Zeiten des langen Friedens
unter Porfirio Diaz war am Tiſche die Rede, wo gar
nichts los ſei, bis endlich einmal wieder ſo ein kleines
erlöſendes Revolutiönchen käme.
Der alte Graubart in der weißen Jacke, den an den
Seiten offenen Leinenhoſen und dem breitrandigen, zer—
riſſenen Strohhut hat ſeinen Revolvergürtel, der den auf—
gequollenen Wanſt zu ſehr drückt, abgeſchnallt und vor ſich
auf den Tiſch gelegt und flucht und wettert auf die Eiſen—
bahnen, die den Arreros ſämtliche Geſchäfte verdorben