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22 Aus meiner Revolutions⸗Praxis.
es Not that, kürzer fertig zu werden, doch auch hier war
alles umrahmt von ſpaniſcher Etikette.
Schwer war es, ſich den Herrn als rauhen Kriegs⸗
helden vorzuſtellen, und doch wollte es der Zufall, daß ich
ihn als Kommandanten bei der Belagerung und Einnahme
der Grenzfeſtung Matamoros näher kennen lernen ſollte.
Trompetenſignale und Trommelwirbel hörte man ſeit
Wochen von allen Richtungen her in der kleinen Grenz⸗
feſtung Matamoros, denn der Feind lag vor den Thoren.
Es war Porfirio Diaz, der jetzige langjährige Präſident
der Republik Mexiko. Die ſehr primitive, von einem
guten Deutſchen, Namens Blücher, erbaute Feſtung hatte
eigentlich gar keine Thore. Man hatte einfach die
Planken, die ſonſt über den ſeichten, ſechs Schritt breiten —
Graben als Brücken lagen, weggezogen und eine e Wache
hingeſtellt. Das war das Thor.
Der kleine neunjährige Sohn Labarras, des Generals,
der dieſen letzten feſten Platz der Lerdoregierung gegen
den Revolutionär Diaz verteidigte, ein niedlicher, kluger,
kleiner Junge, der Stolz der Familie, war am Typhus
erkrankt, und das hatte mich als behandelnden Arzt mit
den Verhältniſſen vertraut gemacht. Denn Kollege Cicero,
der Hoſpital- und Militärarzt, der bis vor kurzem doert
Hausarzt geweſen war, hatte es des bevorſtehenden Re—
gierungswechſels wegen vorgezogen, über den Grenzfluß,
Rio Bravo, zu gehen, um nicht in die politiſchen Revo—
lutionswirren hinein verflochten zu werden. Ich hatte
die Behandlung des Kleinen übernommen und lernte in
der Mutter eine ſanfte, milde, vornehme Frau kennen,
eine geborene Spanierin; im Gegenſatz zu den mehr naiv
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