Full text: Mexiko

  
  
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24 Aus meiner Revolutions Praxis. 
unnützen Beileidsbeſuche ihrer Bekannten abweiſen, die 
doch eigentlich viel mehr, um etwas wichtiges Neues 
zu erfahren, alle Augenblicke kamen, als um den Kranken 
zu ſehen. 8* 
Eben hatte ich die Frau des deutſchen Konſuls, Ver— 
treters des erſten dortigen Hamburger Geſchäftes, hinaus— 
komplimentiert, die für die Guthaben ihres Mannes bei 
der noch zu Recht beſtehenden Lerdo-Regierung bangte, da 
kam die Frau des Oberſten Toledo, die gern hören wollte, 
wie das patriotiſche Anerbieten ihres Mannes, mit ſeiner 
Kavallerie einen Ausfall machen zu wollen, von Frau 
Generalin Labarra angeſehen worden ſei. Die Väter der 
Stadt hatten dem Mutigen dafür eine goldene Uhr nebſt 
Kette zum Ehrengeſchenk gemacht, und er hoffte von ſeinem 
Oberbefehlshaber natürlich Beförderung zum Generalspoſten. 
Kaum war dieſe hinausgeleitet mit der Bitte, die Frau 
Generalin, die ein wenig Ruhe und Schlaf nötig habe, 
zu entſchuldigen, ſo fiel mir die ſchwere Pflicht zu, die 
zwei Klatſch- und Plaudertaſchen, zwei dicke, kleine Deutſche, 
die zur Schokolade einladen kamen, auf gute Manier ab— 
zufertigen. Es war die Kaufmannsfrau und die korpu— 
lente beſſere Hälfte des Lederfabrikanten und Gerberei— 
beſitzers, meines ſpeziellen Freundes N., der draußen am 
Thor, nicht weit von der Zitadelle ſeine Fabrik und 
Arbeitsſchuppen hatte. Er war die rechte Hand unſeres 
Konſuls, ſpielte aber im ſtillen mit ſeiner Linken, die 
natürlich nicht wiſſen durfte, was die Rechte that, ein 
bißchen mit den Karten ſeines zukünftigen Schwiegerſohnes, 
eines geriebenen Mexikaners, der für beide Teile Spion⸗ 
und Paſchdienſte beſorgte. Die dicke, dunkeläugige Frau 
  
  
  
 
	        
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