——
48 Auf der Hacienda.
mangel zu Grunde gegangenen kleinen und großen Viehes.
Die Kunſt, das Vieh mit dem Laſſo zuſammenzutreiben,
nicht nur zur Tränke, ſondern auch, um dem neuen Nach—
wuchs die Brandmarke der Hacienda aufzudrücken, iſt der
Ehrgeiz und der Sport aller jungen Burſchen, die dadurch
von Hauſe aus dreſſierte Toreros werden.
„Sie lernen den Charakter und die Lebensweiſe des
Steppenpferdes wie des Landmannes hier erſt kennen“,
ſagte mir der Hacendado, als wir von dem Göpelwerk
zum freien Platz bei der Pferdetränke ritten, „wenn Sie
dem Laſſoſport beiwohnen.“
„Wie viel Pferde verlieren Sie hier gewöhnlich in
der Zeit der Durre?n fragte ich.
„Lange nicht ſo viel, wie Rinder und Schafe“, war
die Antwort des Hacendado. „Die Pferde wiſſen ein Mittel,
um ſich gegen den Tod des Verdurſtens in Zeiten der
Dürre zu ſchützen: es iſt das ſaftige Blatt des Nopal—
Kaktus, woraus ſich auch die Leute ein Gericht machen,
welches Sie heute wahrſcheinlich für Schnitzelbohnen ge—
geſſen haben.“ Ich erfuhr, daß die Tiere ihre eigene
Art und Weiſe haben, wie ſie ſich die ſtachlichten Blätter
als Mittel gegen das Verdurſten präparieren.
„Sie werden am Wege die abgeſchabten, ihrer
Stacheln beraubten Kaktusbüſche geſehen haben, die wie
verſengt ausſahen.“
„Ja, ringsum lagen vergilbte, zertretene Kaktus—
blätter und ich glaubte, der Boden ringsum wäre von
Menſchen zertreten, die ſich hier wohl ein Lager gemacht
hätten.“
„Aber Sie ſahen keine Feuerſtätten. Pferde, nicht