Auf der Hacienda. 53
Ruck, wie der Klerus herkam und ſtatt der Kriegsopfer
die Folter und die Feuerſtrafe hier einführte, das hat
uns für immer dreſſiert. Und Wunder hat es auch ver—
richtet. Taufe und Kirchenzucht haben Großes geleiſtet.
Die Barbareien der Konquiſtadores mit ihren Foltern
und anderen Roheiten haben einſchüchternd gewirkt. Aber
der Indianer Juarez hat ſelbſt der Kirche gezeigt, daß ſie
nicht allmächtig iſt, und wenn man nun auch ſtatt des
lockeren Laſſo das Gebiß anlegt, wenn man auch kreuz
und quer Eiſenbahnen und Militär durch das Land führt,
ſie täuſchen ſich doch in dem zahmen Indio. Einmal
kann der Tag kommen, wo er der Willkürherrſchaft über—
drüſſig wird und nach einer Monarchie verlangt, wie
Maximilian ſie im Sinne hatte, und wie ſie leider nicht
durchgeführt werden konnte. Der Indio hat keine Achtung
und kein Verſtändnis für die republikaniſche Verfaſſung.
Mexiko wäre beſſer daran, wenn es im feudalen Geiſte
verwaltet würde. Die dort oben täuſchen ſich in uns,
wir zittern nicht ewig nach dem harten Ruck, den man
uns gegeben — denn — wir ſind eben keine Pferde.“
Während der alte Herr ſprach, verfolgte er mit
funkelnden Augen die wilde Jagd, die ſich dort auf der
weiten Fläche vor uns entfaltete. Wir ſahen unter den
wohlgezielten Laſſowürfen manch edles Tier, wie vom
Blitze getroffen, in die Knie ſinken, dann einen vergeblichen
Fluchtverſuch machen, endlich, von mehreren Laſſos umſtrickt
ganz zu Boden geworfen und von dem rauchenden, glü—
henden Eiſen mit der Marke der Hacienda gebrandmarkt
werden. Dann wurden die Stricke gelöſt. Einen Augen—
blick beſann es ſich, dann ſtand es auf, ſchüttelte ſich und