Der Mayxordomo. 63
Promenade des Städtchens Cadareyta, Halt gemacht. Da
es etwas länger dauerte, wurde Scherzes halber ein Zi—
geunerbiwak improviſiert, im Freien abgekocht und gefrüh—
ſtückt, da die Damen nicht erſt in das Hotel wollten, wo
man hätte Toilette machen müſſen. Da kommt in weißem
Alpaka-Jacket und weißem, goldgerändertem Plüſch-Som—
brero der elegante Don Pedro mit ſeiner ſchönen Tochter
herangeritten, begrüßt uns und ſchilt gleichzeitig ſeinen
alten Freund, den Mayordomo Don Auguſtin, daß er in
ſeinem ſtets offenen Hauſe ſo nahebei nicht eingekehrt;
darauf liſpelt dieſer ihm etwas ins Ohr — Geſchäfts—
geſpräch — von dem nur die letzten Worte: Don Feli—
ciano und Gouverneur, zu uns herüberſchallen, damit
iſt das Mißverſtändnis zwiſchen beiden ſofort aufgeklärt.
„Möglicherweiſe treffen Sie alſo Ihren Freund Don
Sebaſtian, er kommt mit der Silber-Kondukta in dieſen
Tagen hier vorbei,“ ſagt Don Pedro laut, „und“ (während
Donna Lucia, die mit den Damen plaudert, leicht errötet)
„ſowie das Geſchäft beſorgt iſt, wird die Hochzeit ſein,
wozu Sie freundlich eingeladen ſind.“ Ich freute mich,
den Mann, deſſen flüchtige Bekanntſchaft ich auf dem Balle
bei Don Auguſtin gemacht, den berühmten Mayordomo
Don Sebaſtian vielleicht bei unſerm Zuſammentreffen
unterwegs näher kennen zu lernen und mir von ihm ſeine
Erlebniſſe erzählen zu laſſen.
Wo man Menſchen traf, gab es Geheimniſſe. Über—
all warteten auf Don Auguſtin ſchon Menſchen, die das
Neueſte hören wollten, aber nur ſoviel erfuhren, wie für
ſie und für ihn gut war. Darum wich er auf der Reiſe
jedem unnötigen Zuſammentreffen aus, wiewohl die ſprich—