Full text: Mexiko

  
Der Maxyordomo. 69 
zerſtreuten Yucca-Palmen, ſo daß ihre aus dem grünlich— 
ſilbernen Staub- und Nebelſtreifen aufragenden buſchigen 
Häupter etwas unheimlich Geſpenſtiſches bekamen. 
Die weite Natur ſchien zu träumen. Totenſtille 
herrſchte. Da ließ ſich aus weiter Ferne eine leiſe Muſik 
vernehmen. Ein bunter Zug nahte ſich unter Geſang 
und Mandolinenſpiel. Eine heitere Kavalkade zog heran. 
Auf Eſeln und auf kleinen Pferdchen einzeln oder zu 
zweien ſitzend, kamen Burſchen und Mädchen mit Flittern 
und Bändern, grün, rot, weiß und golden geſchmückt 
und aufgeputzt herangeritten, wie ein Hochzeitszug anzu— 
ſchauen. Weiße und rote Gewänder und Spitzenkopftücher 
flatterten im Abendwinde, und als ſie auf dem freien 
Platze vor dem Wirtshauſe, wo wir eben angelangt waren, 
hielten, tauſchten ſie Grüße aus mit einem anderen Zuge, 
der aus einer anderen Richtung kam und an dieſer 
Kreuzungsſtelle der Karawanenſtraße, Paſo del Aguila, 
Adlerpaß genannt, ebenfalls vor der kleinen Pozada Halt 
machte. Pferde, Reiter und Wagen unter Leitung eines 
Führers auf ſchnaubendem Roß und ſilberſtrotzendem Sattel 
mit Leopardenfellbehängen nahten ſich dem offenen freien 
Lagerplatze, wo die großen Viehtränken waren. Muntere 
Zurufe zwiſchen Landburſchen und Mägden und den Reitern 
erſchollen von beiden Seiten. Es wurde abgeſchirrt. Die 
Maultiere, die Eſel und die Pferde wälzten ſich im Staube 
und ſchnupperten nach der Tränke. Wie es ſchien, hatte 
hier die junge Landbevölkerung, welche um das Nahen der 
Karawane wußte, den Leuten derſelben ein Stelldichein 
zu fröhlichem Feſte zugedacht. 
Frohes Gelächter zitterte durch die vorher noch ſo 
 
	        
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