Full text: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts und Immanuel Kant

  
  
Besprechung von Dr. Otto‘ Pötzl, Wien 97 
  
Der Verfasser nennt sie die germanische Kultur; die: 
sie geschaffen haben in ihren leitenden: Ideen, deren An- 
lage sie entstammt und denen allein sie darum angemessen 
ist, sind ihm die Germanen.‘ Aber sein ‚Begriff ‚‚die: Ger-. 
manen“ ist ein weiter, keinem alldeutschen Parteitag _ent- 
nommen; er-ist ein — ihm entgegen sei es behauptet — 
rein intuitiver, ein künstlerischer Begriff. Sein Wort 
„Slawo-Kelto-Germanen“ mag ihn in seinem: Wesen an- 
deuten. Oder es sei dafür gesagt: ‚Die nordische Rasse.“ 
Und Chamberlain’s „Rasse“ ist wieder ein Begriff, rein’ 
intuitiv und seiner Persönlichkeit Eigentum. Die Ethno- 
logen haben ihm — objektiv — nur Meinungen entgegen- 
zustellen; in der Welt seiner Vorstellungen hat er recht. 
Aber seine lange empirische Beweiskette, die der Idee 
gleichsam nachhinkt, befriedigt nicht; nach wie vor 
herrscht die reine Intuition. Die Rasse schafft die ihr eige- 
nen Ideen; diese selber aber und ihre Herrschaft über die 
Rasse zeugen am lebendigsten von ihr. Es ist ein Zirkel 
im Definieren; die Intuition ist der Definition entrückt. 
Die Ideen unserer Kultur also sind im Sinne des Verfas- 
sers germanisch. Alles an ihr ist noch in der Entwicke- 
lung, im Fluss, sie‘wird sich ihnen nähern. Die Ideen 
aber kennzeichnet Goethe’s Wort von der Persönlichkeit, 
die innerlich unbegrenzt, äusserlich begrenzt ist. Und 
„höchstes Glück der. Erdenkinder ‘ist nur die Persönlich- 
keit“. Die Tendenz, nach aussen sich abzugrenzen in Na- 
tionalstaaten, und darum die erstaunliche Plastizität der 
Staatenbildung im grellen Gegensatz zur römischen impe- 
rialistischen Idee, die Tendenz, nach innen frei zu sein, 
unbegrenzt im innern Reich der Persönlichkeit, sie. sind 
ihm die germanische Kulturidee. Die Eigenschaft: ger- 
manischer Rasse, die stets überwiegt, gleichsam ihr hi- 
storisches Merkmal, ist ihm die Treue. Die Weltanschau- 
ung der Germanen in ihrem Bedürfnis nach einer rein: in- 
nerlichen Religion und die fremde, äussere, ‘der sie sich 
Kritische Urteile 7 
 
	        
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