Full text: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts und Immanuel Kant

Besprechung von Karl Schneider, München 187 
  
des Herrn Chamberlain milder zu beurteilen, indem er 
ihn als Platoniker betrachtet. Auf andere machen seine 
Ausführungen vielleicht mehr den tragisch-heiteren Ein- 
druck jenes heutzutage auf allen Gebieten des geistigen 
Lebens bemerkbaren, dekadentaffektiert-schwachsinnheu- 
chelnden Strebertums, das Aufsehen erregen will — um 
jeden Preis. 
Es lag die Pflicht vor, der Oeffentlichkeit, an welche 
Herrn Chamberlain’s Worte gerichtet waren, diese Erschei- 
nung in helleres Licht zu rücken. 
Im Kreise von Naturforschern wird solch ein phrasen- 
schillernder Zitatenzettelkastenliterat im theatralisch-an- 
tiken Philosophenkleide nur Lachen erregen 
Prof. Dr. B. Hatschek, Wien. 
(Neue Freie Presse 4905, Nr. vom 7. Dezember.) 
21. 
Ein in jeder Hinsicht aussergewöhnliches Werk, einer 
Verehrung für den grossen Königsberger Denker entsprun- 
gen, wie sie tiefer und inniger kaum jemals Ausdruck ge- 
funden hat. Kant ist für Chamberlain nicht nur der 
grösste, ja im Grunde der einzige wahre Philosoph, der 
unter den Abendländern gelehrt hat, nicht nur ein Spender 
unerschöpflicher Erkenntnis, der wie ein Montblanc nie- 
dere Vorberge die übrigen Philosophen überragt, bei dem 
jeder Zweifel lediglich als Unverständnis oder Überhebung 
auf den Zweifelnden zurückfällt; sondern, was ihm un- 
vergleichlich mehr als dieses bedeutet, ein Führer zu einem 
ganz neuen, höheren Menschentum, der’ Entdecker und 
Begründer der wahren Menschenwürde, der einzige Weg- 
 
	        
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