Besprechung von Dr. Oscar Bulle, München 23
| lebendiges Wesen schon überdeckt undübertäubt, allzu ofthat
| sie ihr ureigenstes Wesen verkannt, die in ihrer Natur be-
gründeten Ziele übersehen. Nur ein furchtloses Selbstbesin-
nen kann hier fruchten und die Bahnen einer neuen grossen
Entwickelung eröffnen. Alles, was das Wesen der dem Ger-
manentum eigenen Weltanschauung und religiösen Emp-
findung ausmacht, muss auf einen Punkt hin zusammen-
gefasst werden, denn hier liegt Schaffenskraft und Schaf-
fensfreude , hier erblüht aus der inneren Wahrhaftigkeit
ein freiheitliches, unbesorgtes Denken, von diesem Punkt
aus allein kann die eherne Form zertrümmert werden, die
j aus den seiner Natur nicht homogenen, Jahrhunderte alten
| Kulturelementen zusammengeschweisst ist und seine Glie-
der zusammendrückt und wund reibt wie ein schlecht pas-
sender Panzer.
Mit diesem Ausblick wollen wir den ersten, die allge:
meinen Züge im grossen hervorhebenden Teil unsrer Be-
trachtung des Chamberlain’schen Werkes schliessen und
. nun zu einer Übersicht über seine Darstellung sowohl der
Rassenfrage selbst, als auch der Erbschaft, ‘die die ger-
manische Rasse aus den Jahrhunderten übernommen hat,
übergehen. Wie es uns hier nur darauf ankam, den Ein-
druck, den wir durch die Lektüre empfangen und der
nieht immer innerlich leicht zu einer kurzen Formel zu
verarbeiten war, möglichst zusammenfassend wiederzu-
geben, so können wir auch im folgenden nur uns wesent-
lich ‚scheinende Züge rasch skizzieren. Denn überwäl-
tigend ist die Fülle der oft einen innerlichen Widerstreit
anregenden Ideen, die dieser wunderbare Schsiftstaller in
seinem Werke aufwirft.
Wenn es uns möglich erschien, die a
ungen, auf denen sich Chamberlain’s Buch aufbaut, und
seine Tendenz in gewisse Formeln zu bannen und ihre in-
nerliche Einheitlichkeit herauszufinden oder wenigstens
herauszufühlen, so will uns dies, falls wir das Werk nur
als ein Buch, als eine in bestimmten Linien sich haltende,