32 Chamberlain, Grundlagen des XIX. Jahrhunderts
als es Taecitus tat“; er muss den Keltogermanen und den
Slawogermanen ethnologisch in diesen Begriff mit ein-
schliessen, er muss die anthropologischen Merkmale, das
blonde Haar und den Langschädel, fast gänzlich zu seiner
näheren Bestimmung beiseite lassen, er muss überhaupt —
und das ist ja das Schöne an diesem Buch — wieder ganz
„ungelehrt“ werden, um seinen Begriff zu erschöpfen. Wo
er wieder auf das rein geistige Element, auf Charakter
und Weltanschauung des Germanen zu sprechen kommt,
wo er wiein der glänzenden auf innere Momente gestützten
Gegenüberstellung von Germanen und Antigermanen sein
subjektives feines Empfinden für die Imponderabilien wir-
ken lassen kann, :da entwickelt er sich wieder zu seiner
ganzen Grösse, da wirkt er wieder positiv schaffend und
fördernd, da rennt er wieder trotzig und siegesbewusst mit
Ungestüm die Schranken um, die dem Verständnis für
völkerhafte Eigenart, der zur inneren Gewissheit sich aus-
formenden Ahnung von dem positiven Inhalt eines Rassen-
bewusstseins entgegengebaut waren.
Und ähnlich ergeht es ihm mit seinen Erörterungen
über die jüdische Eigenart, deren Einwirkung auf die
abendländische Geschichte eine so bedeutende Rolle in
seiner Auffassung von der Entwickelung unsrer Kultur
spielt. Nur dass er hier, in seiner Darstellung der Anthro-
pogenie der Israeliten, d. h. der Entstehungsgeschichte
dieser besonderen nationalen Rasse, auf einem geschicht-
lich und archäologisch besser ergründeten Boden stehen
kann, als es ihm bei seiner allgemeinen Theorie über die
Entstehung‘ der Rassen in biologischer Hinsicht wie bei
seinem Forschen nach der Einheitlichkeit der germa-
nischen Rasse in anthropologischer Hinsicht möglich war.
Auch hier muss er schliesslich, trotz dieser günstigeren
Vorbedingungen für seine Untersuchung, den biologischen
Gesetzen von Blutmischung, Inzucht und Qualität des Ma-
terials doch nicht das allein entscheidende Gewicht zu-
schreiben, sondern durch die Schilderung von der pro-