Am 28. Juni hatten wir unseren westlichsten
Punkt (45 Grad) erreicht. Wir befanden uns dort
auf der unterseeischen Schwelle und loteten nur
2925 m. Der Kurs wurde nun nach Süden gerichtet.
Am 29. Juni passierten wir den Wendekreis. Unser
Schatten war am Mittag schon auf wenige Dezimeter
zusammengeschrumpft und in den nächsten Tagen
stand die Sonne im Zenit; wir waren gleich dem
Peter Schlemihl schattenlos, d. h. hatten unseren
Schatten zwischen den Beinen. Die Sonne schien
durch alle Löcher bis auf den Boden des Schiffes.
In schneller Fahrt ging es unter frischem Wind
von Ost jetzt vorwärts nach Süden. Am 5. Juli hat-
ten wir wieder eine Seetiefe von über 4000 m, wir
hatten also die Schwelle überfahren. Hier brachte
uns der Ozeanologe den ersten Gruß aus der Antark=
tis. Aus der Temperatur und der chemischen Zus
sammensetzung des heraufgeholten Tiefenwassers
konnte er schließen, daß in das Meer jenseits der
Schwelle bereits südpolares Wasser vorgedrungen
war.
Am nächsten Tage erreichten wir unter etwa 19°
nördlicher Breite den Südrand des Nordostpassats.
Der Himmel bekam ein völlig anderes Aussehen,
einige heftige Böen mit Regenschauern setzten ein
und dann flaute der Wind ab, der Passat war mit
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