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betreten hat. Im Nordosten deutete ein ähnlicher blauer Streifen
den Lauf des Flusses Mirinay an, der östlich von uns dem Uruguay
zufließt und in der Nähe von San Tome mündet. Hunde hatte ich
nicht mit, denn diese sind beim Jagen auf Pampashirsche zwecklos,
es sei denn, daß man, wie es bei den Eingeborenen üblich, eine
Treibjagd zu Pferde veranstaltet. Das war nicht meine Absicht.
Ich wollte allein zu Fuß und zu Pferde pirschen.
Die Ausrüstung war äußerst einfach. Ein Handpferd trug
Munition und mein weniges Gepäck sowie einige Lebensmittel,
Mate und Kaffee-Extrakt. Fleisch wollte ich mir schießen. Ein
zweites Handpferd sollte die Beute tragen, d. h. die Geweihe und
Wilddecken. Auf letztere wurde von den Besitzern der Estancia,
deren Gast ich war, besonderer Wert gelegt. Das Wildbret kam
nicht in Frage, denn der Pampashirsch hat während des ganzen
Jahres, besonders aber zur Zeit der Brunit, einen so scharfen Ge-
ruch nach Knoblauch, daß sein Fleisch völlig ungenießbar ist. Für
die Küche muß man ein junges Schmaltier schießen oder besser
noch ein Kalb.
Am Abend des ersten Tages biwakierten wir in der Nähe des
Geländes, wo ich seinerzeit die vielen Hirsche beobachtet. hatte.
Es war Sommer. Am Tage war es heiß, die Nächte aber wurden
trotz der subtropischen Lage empfindlich kühl. Das Nachtquartier
eines Jägers ist drüben schnell bereitet. Der Sattel dient als Kopf-
kissen, auf den der Bequemlichkeit halber die Stiefel gelegt wer-
den. Mit dem Poncho, oder, wie ich es machte, mit dem Jagdrock
und dem Himmel deckt man sich zu. Zum Abend wurde Charki
gebraten, Dörrfleisch, das man in den nördlichen Gegenden überall
mit sich führt, da es sich sehr leicht verpacken läßt. Den einzigen
Genuß bot das Rauchen.
Am nächsten Morgen war ich schon vor Tagesanbruch marsch-
bereit, denn es galt, die frühesten Morgenstunden auszunützen.
Der Pampashirsch sitzt nämlich am Tage irgendwo im hohen Grase
in Deckung, besonders auf erhöhten Punkten, von wo er eine gute
Übersicht hat. In der Abenddämmerung wird er rege und bummelt
dann die ganze Nacht äsend umher, auch noch in den frühesten
Morgenstunden. Sobald die Sonne heiß wird, schiebt er sich ir-
gendwo in ein dichtes Grasfeld ein.
Zunächst lag dichter Nebel über dem Gelände, derart, daß
man nur ein paar hundert Meter weit sehen konnte. Dann stieg im
"Osten die Sonne empor und sandte ihre Strahlen in die Nebelwand.