00000000000000 Bisamschweine in den Urwäldern von Misiones. 90000000 103
bei einem bayrischen Jägerbataillon als Unteroffizier gedient
hatte, Seine Führung war vorzüglich gewesen, Da ich selbst von der
Kriegsakademie aus eine Übung bei den brandenburgischen Jägern
gemacht hatte, wurde er mir als alter „Grüner“ sogleich sympa-
thisch, um so mehr, als er ein verständiger, wortkarger Mann zu
sein schien, Ich habe mich darin nicht geirrt, denn Oberhofer war
wirklich ein zuverlässiger Mensch und ein verständiger deutscher
Jäger, der mir treffliche Dienste geleistet hat. Wir wurden nun
leicht einig.
Es handelte sich zunächst darum, eine weite Strecke auf dem
Rücken der Sierra del Imän entlang, jenes Gebirgszuges, der mit
Höhen von 600-700 m das ganze Territorium von Südwest nach
Nordost durchstreift, quer durch Misiones zurückzulegen, Dieses
Gebirge ist ein südlicher Ausläufer der großen brasilianischen Ur-
scholle. Die Einzelheiten dieses Marsches, der uns nach Campinas
de Americo, unfern der brasilianischen Grenze, führte, übergehe
ich, Weite Wegstrecken ritten wir durch dichten Urwald wo
wir einen Vorgeschmack bekamen von dem, was uns erwartete,
denn ungeheure Mengen von Moskitos und Gnidden belästigten
uns und beeinträchtigten den Genuß an der wunderschönen Natur.
Zahllose buntfarbige Schmetterlinge und herrliche Leuchtkäfer er-
regten mein lebhaftes Interesse,
Von hier aus wollten wir auf dem Rücken der Sierra de la
Victoria in Richtung auf den Paranä reiten, durch ein Gebiet, das
Oberhofer jagdlich genau zu kennen vorgab. Diese Gegend hatte
mein besonderes Interesse, denn sie ist so gut wie völlig unbekannt,
auch heute noch — reine Wildnis.
Misiones ist bekanntlich nur in seinem südwestlichen Teil
besiedelt. Alles übrige ist sozusagen terra incognita, mit Aus-
nahme weniger Waldpfade, die den Verkehr mit Brasilien vermit-
teln und nur den Kolonisten, Waldarbeitern und Yerbasuchern
bekannt sind. Der Yerbastrauch, aus dessen Blättern und Zweigen
ein Tee bereitet wird, wächst nämlich außer in Plantagen, die
sich nur im Südwesten befinden, wild im Urwalde. Hier wird er
von Sammlern aufgesucht und einer ersten Bearbeitung unter-
worfen, Brauchbare Karten des Landes gab es damals überhaupt
nicht. Heute existiert wenigstens eine Skizze, die vom Ackerbau-
ministerium herausgegeben ist. Nur soviel wußte man, daß ein
langer Gebirgsrücken, eben die vorhin erwähnte Sierra del Imän,
die Wasserscheide bildet zwischen dem Uruguay und dem Paranä.