Full text: Im Reiche des Kondor

   
  
342 >>o000000000000000000 Fünfzehntes Kapitel. 00000000000000000000000000 
‚ hatte eine irrige Vorstellung von den Rothäuten, als er in seinem 
„Wilden“ dem Trapper Hummer, Lachs und frischen Bären- 
schinken vom Kanadier anbieten ließ, Nichts von dem ist der 
Fall. Ein Indio besitzt solche Schätze nicht, noch kümmert er 
sich überhaupt um das Blaßgesicht. Dies ist für ihn einfach 
nicht vorhanden, 
Die Nacht war kalt, aber regenfrei, was in diesen waldigen 
Gegenden zu den Seltenheiten gehört. Der Mond schien in strah- 
fender Helle. Vom See war nichts zu sehen, Dichte Nebel- 
schwaden lagerten über dem Bergtal, Um die Hütte herum 
strolchten die Hunde, uns ab und zu anknurrend Dicht daneben 
stampften Pferde, die mit Mais gefüttert wurden, weil man sie 
in den großen Wäldern nicht gern frei umherlaufen läßt. Es war 
eine wunderbare Nacht. 
Der alte Mariluan war weiter geritten, sollte aber am näch- 
sten Morgen zurückkommen. Mit unseren Führern konnten wir 
uns nicht verständigen. Mariluan hatte ihnen aber gesagt, daß 
wir zunächst mit ihnen Füchse und außerdem Guanacos und 
Strauße jagen wollten, und zwar mit Boleadoras, wie die Indianer 
zu jagen pflegen. Ein weiteres Programm war nicht gemacht. 
Wir waren ganz in ihre Hände gegeben. Wenn Mariluan uns ge- 
täuscht hatte, konnte die Sache ein schlechtes Ende nehmen. 
Aber der Alte aus San Martin genoß das absolute Vertrauen 
des Regiments. Also konnten auch wir ihm vertrauen und sind 
nicht getäuscht worden, 
Am nächsten Morgen bei Tagesgrauen wachte ich von lau- 
tem Pferdegewieher auf. Die Indianer waren schon fix und fertig. 
Auch Mariluan war wieder eingetroffen. Er stand plötzlich vor 
mir, während ich Feuer anmachte, und sagte: „Herr, ich habe 
Euch zwei gute Pferde mitgebracht. Eure Bayos (Falben) sind 
nicht schnell genug. Ihr würdet zurückbleiben.“ 
Ich war damit einverstanden, weil ich mich aus der Zeit mei- 
nes Rittes vom Collon-curä nach Traful erinnerte, welches Ver- 
gnügen das Reiten auf einem Indianerpferde bereitet, Die Falben 
waren auch tatsächlich etwas schwerfällig und nicht genügend 
auf scharfe Gangarten trainiert, weil sie doch so lange gemeinsam 
mit den Mulas nur Dreischlag gegangen. Nach kurzem Imbiß 
stiegen wir in den Sattel und, ohne daß weiter ein Wort gewech- 
selt wurde, ging es durch die Vorberge nach Osten zu, Fünf In- 
dios ritten vornweg, alle auf ihre Art, d, h. mit Lasso und Bolea- 
  
  
	        
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