Am 1. Januar wurde der Verein Circulo federal mit
einem Ball eröffnet. Man machte gute Miene zum böſen
Spiel. Es gab Tanzabende in den Klubs und Vereinen,
in der Amiſtad, dem Pello, im Circulo federal, im Lazur⸗
tegui, in den Bariedades, im Gymnaſio und im Salon und
außerdem Konzertmuſik auf der Plaza Nueva. Jeden Abend
gab es irgendeine Neuigkeit. In der Zeit vom 1. Januar an
bis zum 22. Februar einſchließlich, dem Tag des Bombarde⸗
ments, brachten die Zeitungen von Bilbao Berichte über
einige dreißig Bälle. Sogar auf dem Felde und unter freiem
Himmel wurden Bälle veranſtaltet, die damit endeten, daß
man eilig auseinanderlief, ſobald die feindlichen Kugeln zu
pfeifen begannen.
In jenen Tagen äußerſter Spannung glich die Stadt
einer großen Familie, auch beim Flirten erlaubte man ſich
jetzt viel größere Freiheiten, man lebte ſich kräftiger aus,
aber auch das innere Leben war intenſiver. Man gab ſich
völlig den Zerſtreuungen hin, wie um den Feind noch mehr
zu reizen und in Wut zu verſetzen.
Der gute Humor, der gewöhnlich in die zarteſten Fäden
der kaum beachteten alltäglichen Vorgänge eingewebt iſt,
der gute Humor, den jeder in normalen Zeiten für ſich ſelbſt
aufhebt, drängte jetzt überall nach außen und wurde ge—
wiſſermaßen als eine ſoziale Verpflichtung angeſehen: die
ſchon von Natur heiter Veranlagten waren noch fröhlicher als
ſonſt, während die auch ſonſt ſchlecht Gelaunten noch trüb⸗
ſeliger dreinſchauten als früher.
Die carliſtiſchen Maulhelden, die ihre Begeiſterung nur
mit dem Munde beſtätigten, wanderten nach Bayonne aus,
während die Liberalen ſich nach Santander begaben. „La
Guerra“ erging ſich in heftigen Tiraden und war bemüht,
in allen Herzen den Haß gegen die „Horden des Deſpotis⸗
mus“ zu ſchliren, die von den Höhen der Berge mit der
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