Full text: Frieden im Krieg

  
nachts eine Kompanie in einem gewiſſen Hauſe poſtieren, 
und wenn dann die Belagerten das Haus öffneten, um den 
Wachtpoſten hineinzulaſſen, ſollten jene ſich in die Stadt 
einſchleichen. 
Das Benehmen des Hauptmanns gegenüber Ignacio 
wurde immer ſtrenger und hochmütiger, er ſuchte nur noch 
nach einem Vorwand, um ihn verhaften zu laſſen. Ignacio 
ging zum Kommandeur und öffnete ihm ſein Herz. Wonach 
er ſich ſehnte, erklärte er, das wäre ein ernſter, ein wirklicher 
Kriegl Der Kommandeur redete ihm gut zu, allein Ignacio 
ſprach immer heftiger auf ihn ein und erreichte ſchließlich, 
daß der Kommandeur ihm die Erlaubnis erteilte, ſich nach 
Somorroſtro verſetzen zu laſſen. Und ſo zog er denn fort, indem 
er das ſchwelgeriſche Leben aufgab und ſich von ſeinen Kame⸗ 
raden trennte, die auch weiter eſſen, trinken und ſich nach 
Herzensluſt ausruhen mochten, während ſie ſich über das 
Bombardement unterhielten. 
Er fühlte einen ſeltſamen Drang und eine innere Unruhe 
in ſich, eine Sehnſucht, die ihn quälte, etwas Neues, wirk— 
lich Ernſtes zu erleben. Es kam ihm ſo vor, als wäre er 
nicht aus demſelben Holze geſchnitzt wie ſeine Kameraden, 
die ſich in dem engen Kreiſe des Bataillons ſehr wohlfühl— 
ten, ſich nur mit Klatſchereien und kleinlichen Zänkereien be— 
ſchäftigten und ſich bereits an das monotone Wachtpoſten⸗ 
ſtehen gewöhnt hatten. In Momenten des Schwankens und 
der Mutloſigkeit ſagte er ſich, bevor er den Entſchluß faßte, 
jenen entſcheidenden Schritt zu tun: „Wenn ich doch nun 
einmal ſo bin, wie ich bin!“ Und er erinnerte ſich an den Aus⸗ 
ſpruch von Pachico: „Die Sachen ſind, wie ſie ſind, und 
können nicht anders ſein.“ Und als er ſich an Pachico er— 
innerte, empfand er die ganze innerliche Leere und Hohlheit 
des Krieges und, um das Gefühl der Enttäuſchung zum 
Schweigen zu bringen, ſuchte er ſtändig nach tiefen, ſtarken, 
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