Full text: Frieden im Krieg

  
nachts auf rauhen Gebirgspfaden und unter dem Schutz 
eines heftigen Gewitterregens bis nach der Stadt durch⸗ 
geſchlagen, wo er jetzt wie ein Held gefelert wurde. Jede 
feiner mündlichen Mitteilungen wurde öffentlich bekannt⸗ 
gegeben. Man dichtete ganze Hymnen auf ihn, eröffnete zu 
feinen Gunſten eine Subſkription und kaufte ſeine Photo⸗ 
graphien. Er hatte der Stadt ihren Mut zurückgegeben, zu 
gleicher Zeit aber hatte durch ihn der Heroenkultus neue 
Nahrung erhalten. 
Man dürſtete förmlich nach einem Kontakt mit der äußeren 
Welt, man wollte wiſſen, was in den Tälern vorging, die 
dort in nächſter Nähe der Stadt ſo ruhig und heiter zwiſchen 
Hügel und Berge eingebettet dalagen. Einige Matroſen er⸗ 
richteten jetzt einen Lichttelegraphen. 
Geben ſie Antwort?“ fragte Rafaela ihren Vater, als 
dieſer, der den Proben beigewohnt hatte, nach Hauſe zurück⸗ 
kehrte. 
„Ja, die Carliſten antworten, ſie halten eine Stange mit 
einem Schinkenbrot, einer Weinflaſche und einem Kochtopf 
in die Höhe und weiſen darauf hin.“ 
„Hat man denn dieſe dummen Spaßvögel nicht mit 
einem Kanonenſchuß zum Teufel geſagt?“ fragte Doña 
Wariquita. 
Bah, das ſind doch nur Scherze. Auf irgendeine Art 
müſſen ſte uns doch ihre Liebe beweiſen.“ 
Und das taten ſie auch wirklich, denn nicht ſelten hinter— 
ließen ſie bei den Vorpoſten Briefe mit Ratſchlägen und 
Warnungen oder auch ſtumme Ermahnungen in Form eines 
Weißbrots, wie es die Belagerer aßen, das dieſe neben 
einem Schwarzbrot niederlegten, wie es den Belagerten 
zur Nahrung diente. 
Während dieſer letzten Atempauſe, die ſich 20 Tage lang 
hinzog, machten ſich das Elend und der Mangel in ſchärfſter 
*28 Ib 
 
	        
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