Full text: Frieden im Krieg

Pferde der Anführer zerſtampften ihm die Saat, und man 
ließ ihn nicht einmal in die Berge gehen, um ſich dort ein 
wenig zu erfriſchen, ſondern drohte ihm, ihn wie einen Spion 
zu erſchießen. Allein, wenn der Wein auf den Tiſch kam und 
die Navarreſer ausriefen: , Da kommt der Spiritus!“ dann 
blickte der Alte lachend nach unten, nach dem Erdgeſchoß 
ſeines Hauſes, wo er einen verborgenen Weinkeller beſaß, 
und lief ſofort zum Küchenmeiſter, mit dem er ſehr gut aus— 
kam und dabei ſein Schäfchen ins Trockene zu bringen wußte. 
Die jſungen Leute ſahen den Bauern mit ſcheelen Augen 
an, der ihre Späße und ihre Verachtung geduldig ertrug, 
um ſie dafür nach Herzensluſt auszubeuten. Im Hinblick 
auf die Gewalttätigkeiten der Soldaten ſah er, der friedliche 
Wann ſich veranlaßt, in verdoppeltem Maße ſeine Zuflucht 
zur Liſt und Verſchlagenheit zu nehmen. Da man nun ein⸗ 
mal im Krieg lebte, ſo war es nur gerecht, daß jeder etwas 
von ihm zu ſpüren bekam. 
Ignacio verbrachte den Tag in unruhiger Erwartung der 
großen Schlacht. Seine kriegeriſche Einbildungskraft befand 
ſich im Zuſtande höchſter Spannung. Er ſpielte mit einer 
Münze „Schrift oder Adler“ oder ſuchte Muſcheln, um die 
Zeit irgendwie totzuſchlagen. Vor ſeinen Augen breitete ſich, 
gleich einem mächtigen Amphitheater, das heltere Tal von 
Somorroſtro aus, das durch die Flußmündung in zwei un⸗ 
gleiche Teile geteilt wurde. Dahinter ſah man das Gebirge, 
auf dem der Feind ſein Lager aufgeſchlagen hatte, und die Kon⸗ 
turen der Berge, die ſich in der Tiefe allmählich verwiſchten. 
Die feindlichen Stellungen nahmen ihren Anfang auf dem 
Janeo, der das Tal ſeiner ganzen Länge nach beherrſcht. 
Auf dem diesſeitigen Ufer des Fluſſes reckte ſich, den Tal— 
eingang bewachend und die ganze Ebene überſchattend, der 
zackige, terraſſenförmig anſteigende Montaüo auf. An ihn 
ſchloß ſich die halbkreisförmige Bergwand des Murreta und 
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