Nun erhob ſich der König. Man hörte verſchiedene Leute
Pſt! rufen und ziſchen, um die Menge zur Ruhe zu ermah—
nen, und bald darauf trat tatſächlich vollſtändige Stille ein.
Der König dankte ſeinem Volke, und als er hierbei erklärte,
er würde ſich in ſeinem Herzen immer an ſie alle und an
ſeine Söhne erinnern, die hochherzig ihr Blut auf dem
Schlachtfelde vergoſſen hätten, da wurde Pedro Antonio aufs
neue ganz weich zumute. Der König aber fuhr in ſeiner Rede
fort und ſprach, Gott, der die Seinen, die für ſeine Sache
kämpften, nie verließe, würde auch ſie alsbald zum Siege
führen. Das Volk rief donnernd: „Hoch!“ Und wieder
konnte der Konditor ſeine Tränen nicht zurückhalten und
war froh und glücklich, ſie hier inmitten des rauſchenden
Lärmes ausſtrömen laſſen zu können. Wußte doch keiner,
was in jener Seele vor ſich ging, die unter all den vielen
MWenſchen allein und einſam blieb.
Jetzt trat der Corregidor vor und ſprach mit lauter
Stimme: „Biscayiſches Volk, ſchwörſt du und huldigſt du
Don Carlos dem Siebenten, legitimen Fürſten von Biscayen
und König von Spanien?“ Das kaum hörbare Ja, das ſich
unter Seufzern und Tränen Pedro Antonios Bruſt entrang,
verlor ſich in dem volltönenden, einheitlichen Ja des ganzen
Volkes. Lebhaft, kräftig und voll hallte es unter dem weiten
Himmel wider, bis die gewaltige Tonwelle die alte Eiche
erreichte, ihr Laub erzittern machte und dann langſam über
den grünen Fluren verklang. Zuletzt kam der Handkuß, wo⸗—
bei die Abgeordneten und Bevollmächtigten des Volkes am
König vorbeidefilierten.
Eine große Ruhe war in Pedros Seele eingezogen, wie
er ſie ſeit dem Tode ſeines Sohnes nie empfunden hatte.
Ihn überkam ein Gefühl, als ob die freie, friſche Luft, der
ruhige, heitere Himmel, das drängende Leben der Waſſe, in
deren Mitte er ſein Leid ausgeweint hatte, ſeinen Geiſt völlig
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