vor dem Juwelierladen stehen zu bleiben. Zwischen
kostbaren Ringen und Broschen liegt eine Halskette
aus, auf dunklem Sammet funkeln Steine, über hun-
dert echte, grosse, blitzende Damanten, und darunter
steht der Preis dieses Kolliers;: 60.000 uruguayische
Pesos.
Nicht mehr als zwanzig Leute haben vor dem
Sehaufenster Platz. Hundert stehen daneben. Auf der
gegenüberliegenden Strassenseite warten mindestens
ebensoviele, bis sie an die Reihe kommen. Und im-
mer noch kommen von der Plaza Independeneia her
Menschen heran, die Sehenswürdigkeiten zu besiehti-
gen. Seit Tagen. In dieser Woche muss man einmal
in der Calle Sarandi gewesen sein, vor dem Halsband,
das 60.000 Pesos kostet. Es ist die Sensation der Stadt.
Denn eben noch gehört das Kollier gleichsam allen.
Bis es jemand kaufen wird.
Es ist in erster Linie eine Sensation für Frauen.
Elegante Damen und bescheiden gekleidete junge
Mädchen stehen nebeneinander vor dem. Sehaufenster,
und in ihren Augen sind die gleichen Gedanken zu le-
sen. Ganz gross sind die Augen und feucht wie von
Tränen. Das Fenster spiegelt, und sie sehen sich selbst
darin, sie erblicken ihr eigenes Bild, um den Hals die
blitzende Kette mit den vielen Diamanten. Die Sum-
me von 60.000 Pesos ist für sie unvorstellbar, aber sehr
gut vorstellbar scheint jeder der Augenblick, da je-
mand das Kollier um ihren Hals legt. Und die ande-
ren Frauen und Mädchen, die da neben ihnen stehen,
die würden blass werden vor Bewunderung und Neid,
und sie würden ganz entsetzliehe Bemerkungen über
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