Als er das Mädchen blutend am Boden liegen sah, fuhr
er, der Arzt, in seinem Wagen davon, und in einer
kleinen Bar der Vorstadt vergiftete er sich mit Blau-
säure.
Immer ist es dasselbe Drama in drei Akten: Zwei
verlieben sich, sie brieht mit ihm, er kann ohne sie nicht
leben und „macht Schluss mit ihr“. Serien-Romane.
Die reiche Reportage wird zur billigen Kolportage.
Wenn wenigstens gelegentlich eine Variante zu erse-
hen wäre, zum Beispiel: er hat sie verlassen. Nein, sie
‚verlässt ihn. Nur einmal in drei Jahren schiesst eine
Frau auf einen Mann, weil er ohne sie, sie aber nicht
ohne ihn leben kann. Und das ist seltsam. In Europa
war es umgekehrt: die Liebhaber verdufteten und die
Mädchen verfolgten sie. Dann schüttete eine dem Treu- ve
losen Kupfervitriol ins Gesieht und drehte nachher den
Gashahn auf.
2
Die Lokalehronik ist aufrichtiger, echter als Lie-
" besromane. Sie ist weder moralisch, noch befasst sie
Pb sich mit Psychologie. Sie stellt fest, nieht der Liebha-
ber wurde der Geliebten, sondern diese des Mannes
überdrüssig. Er wurde zu Anfang durchaus nicht ver-
schmäht, nur dann wurde er sehmählich stehen gelas-
sen. (In Europa liess man die Mädehen sitzen, hier
lässt man die Männer stehen). Sie dreht ihm einfach
eines Tages den Rücken, für sie ist der Mann eine
Episode gewesen, so sehr sie ihn anfangs geliebt hat.
Ohne Sentimentalität sagt sie: Aus! Sie mag sogar
se mit ihm im gemeinsamen Haushalt gelebt, ihm gekocht,
gewaschen und genäht haben: sie packt eines Tages,
während der Mann an seinem Arbeitsplatz ist, ihre
ER 2