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während der Vorſtellung, mit ſeiner Frau ausgerückt iſt. Ich war
nämlich ſofort nach ſeiner Wohnung gelaufen, als wir ihn im Bureau
nicht antrafen, und erfuhr dann, daß ſeine Frau ſchon im Laufe
des Nachmittags mit dem ganzen Gepäck die Wohnung verlaſſen
habe, und wie die Wirtin vermutete, nach dem Nordbahnhofe ge—
fahren ſei. Wahrſcheinlich iſt das ſaubere Paar nach St. Louis
oder einer andern größeren Stadt am Miſſiſſippi gereiſt. Als ich
das Haus, in dem ſie gewohnt, verließ, traf ich die übrigen Mit—
glieder der Geſellſchaft auf der Straße, wo ſie mich erwartet hatten.
Ihr könnt euch den Jammer der armen Menſchen vorſtellen, die nun
faſt ohne einen Cent Geld ſich befanden. Endlich machte der alte
Hendrickſon den Vorſchlag, zuſammen zu bleiben und vorläufig auf
Teilung weiter zu ſpielen, bis ſich ein Ausweg aus dieſer Klemme
gefunden hätte. Ich lehnte es ganz entſchieden ab, mich an dieſem
gewagten Unternehmen zu beteiligen und ſagte meinen bisherigen
Kollegen Lebewohl. Meine Neigung, ja, ich kann wohl ſagen, meine
Begeiſterung für die Bühne hatte durch die Erfahrungen der letzten
Zeit eine gewaltige Abkühlung erfahren. Während der Nacht faßte
ich den Entſchluß, euer Schickſal zu teilen und mich gleichfalls für
das Freicorps des Kapitän Morton anwerben zu laſſen.“
„Oh, das iſt prächtig, mein lieber, alter Freund!“ rief Edgar
aus, Adolf herzlich die Hand drückend, welchem Beiſpiele Holberg
ſofort folgte, mit dem Bemerken, daß er die Freunde zum Kapitän
begleiten wolle.
Schultes beſaß nur ſeinen Reiſepaß als Legitimation, wurde
aber ohne weiteres von Kapitän Morton angeworben, nachdem Welt—
mann und Holberg ſich für ihren Freund verbürgt hatten. Die drei
Deutſchen wurden dann mit dem Bedeuten entlaſſen, ſich am nächſten
Mittwoch früh an der Levée einzufinden, und zwar an der Lan—
dungsbrücke der nach New-York fahrenden Dampfer.