Full text: Bei den Flibustiern auf Cuba

  
  
  
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erzäͤhlte mir mein guter Freund, der Alkalde, gelegentlich ſeiner faſt täg⸗ 
lichen Beſuche ſtets das neueſte, das er durch ſeine Verbindungen 
mit den Küſtenbewohnern in Erfahrung gebracht hatte. Ich habe nämlich 
meine unfreiwillige Muße hier dazu benutzt, ordentlich ſpaniſch zu 
lernen, ſo daß ich mich ſehr gut mit den Leuten verſtändigen kann. 
Ihr habt gar keine Ahnung davon, Kinder, welche Wut, welchen 
Haß die eingebornen Kreolen auf die Spanier haben! Wenn auch 
nur die Hälfte von dem wahr iſt, was mir der Alkalde über die 
Unterdrückung, Zurückſetzung und Grauſamkeit erzählt hat, die ſich 
die Regierung und die große Mehrzahl der Beamten der Bevölke— 
rung gegenüber hat zu ſchulden kommen laſſen, ſo kann man dieſen 
Haß nur erklärlich und natürlich finden. So z. B. ſind ſeit hundert 
Jahren alle nur einigermaßen gut dotierten Stellen in der Verwal⸗ 
tung ausſchließlich mit Leuten aus dem Mutterlande beſetzt, die in 
empörendſter Weiſe die Eingebornen behandeln. Der Alkalde iſt 
feſt überzeugt, daß trotz der ſeit dem Januar dieſes Jahrs bewilligten 
Autonomie die Inſel Cuba für Spanien verloren iſt, zumal jetzt, 
ſeitdem Amerika den Inſurgenten ſeinen Beiſtand leiſtet.“ 
„Mein Vater iſt der Anſicht,“ ſagte der junge Johannſen, 
„daß die Spanier tüchtige Soldaten wären, die mit den In— 
ſurgenten früher oder ſpäter ſicherlich fertig werden dürften, trotz- 
dem ſie ſeit Monaten weder Sold noch regelmäßige Verpflegung er⸗ 
halten hätten; dagegen ſeien die ſpaniſchen Kriegsſchiffe in Weſtindien 
nicht viel wert und könnten ſich mit den amerikaniſchen gar nicht in 
ein Gefecht einlaſſen.“ 
„Ich glaube, daß Ihr Vater vollkommen recht hat,“ bemerkte 
Weltmann freundlich zu dem jungen Manne gewendet, der ſich in 
der Geſellſchaft der drei Deutſchen ſehr wohl zu fühlen ſchien. „Ich 
habe nun bereits dreimal den ſpaniſchen Truppen im Gefechte gegen— 
übergeſtanden und muß ſagen, dieſe kaum mittelgroßen, ſchlecht ge— 
  
  
  
 
	        
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