Waſſer beendet ihr Kreiſen und ſtreckt ſich lang, eine lebende Lanze, und
ſchießt zum Ufer, es blitzt durch das dunkle Waſſer. Das Lachen ſchwillt
an, geſpenſtiſch, kein Laut der Natur; hoch aufgerichtet ſteht Orellana
am Ufer, die Schlange ſchwimmt näher. Und da ſie näher herankommt,
verwandelt ſie ſich; es iſt nur ein Weib, deſſen goldbraune Haut das
Mond licht berieſelt.
„Hörſt du das Lachen, Francisco?“ ſagt Coniapuyara und ſteigt aus
dem Waſſer und ſchüttelt die glitzernden Tropfen von ſich, daß ſie
ſprühen und ſpritzen —
„Hörſt du das Lachen, Francisco? Der Lahme, der Zwerg lacht! Die
Nacht iſt voll von dem Duft der Piococalilien, und in dieſer Nacht,
wenn die Knoſpe der großen Seelilie platzt, in dieſer Nacht iſt es uns
erlaubt — —“ Sie hält inne, vertraulich ſteht ſie neben dem Ritter.
„Sieh!“ ſagt ſie und deutet zum Boden.
Er blickt in den Sand des Ufers und ſieht im Mondlicht ſeltſame
Spuren: zwei Füße ſieht er im Sande ſehr ſorgfältig abgezeichnet, eine
Spur von zwei Füßen, auf denen ein Weſen hier ging, vom Wald her
zum Waſſer: ein nackter menſchlicher Fuß und der Fuß eines Jaguars.
„Wer iſt das?“ fragt Don Francisco mit lauter Stimme, „wer geht
hier zur Nachtzeit, der einen Menſchenfuß hat und eine Jaguarklaue?“
„Still, ſtilll“ raunt Coniapuyara an ſeiner Seite. „Hörſt du die Art
nicht im Wald? Die Art aus der Rieſenſchale der Urſchildkröte? Er iſt
es, der Zottige, zornig durchſtreift er den Wald, er wittert gewiß den
Weißen, verbirg dich, er kommt, Curupiral“
Er legt die Hand an den Kreuzgriff des Schwerts. „Ich bin ein
Chriſt, ein Hidalgo aus altem Blut, ich fürchte den Dämon des dichten
Waldes nicht!“
„Still,“ ſagt ſie, „er hört dich, ich ſehe ihn dort in dem Dunkel; er
liegt auf dem Aſt, iſt zum Sprunge bereit, ſie haſſen dich alle und
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