Full text: Erlebnisse eines schweizerischen Ingenieurs in Californien, Mexico und Texas zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, 1861-1865

  
  
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mit Maultieren zu verſorgen hatte, vier zum Reiten und drei 
für das Gepäck. 
Wir waren gut bewaffnet, von den Franzoſen hatte 
jeder ſeine Doppelſlinte und Piſtole und ich hatte zwei Re— 
Holber und einen Hinterlader mit 40 Patronen. Des Abends 
kam die Wirtin und ſagte mir, daß die mexikaniſchen Spieler 
ausgemacht haben, mit uns nach dem Süden zu reiſen. Wir 
dürſten dies aber nicht geſchehen laſſen, wenn uns unſer 
Leben lieb ſei; wir ſollten daher ſehr früh verreiſen, wenn 
die Spieler noch bei ihrem Tiſche ſäßen und vor 10 Uhr 
nicht Leiſefertig wären. Ich gieng ſogleich zum Agenten, der 
ließ unſeren Führer kommen, und wir machten aus, daß 
unfer Gepäck ſogleich eine Straße weiter gebracht würde, wo 
man daunn das Aufladen auf die Maultiere nicht hören 
kounte. Um 2 Uhr ſollte er vor meinem Zimmer mit 
den KReitlieren erſcheinen, jedoch die Hufe derſelben, des hol— 
perigen Pflaſters wegen und um Laͤrm zu vermeiden, mit 
Emdallage umwickeln. Zur rechten Zeit erſchien er, die bei⸗ 
den Franzoſen hoben mich in den Sattel und fort gieng es 
in aller Stille die Berge hinauf in die reine, geſunde Luft. 
Drinnen aber im Saale wurde noch feſt geſpielt. 
Die Bergluft that mir ſehr gut! Um 10 Uhr waren 
wir ſchon 30 Meilen von Acapuleo und da gerade am Wege 
ein Bauer ein Schwein ſchlachtete, ſo ließen wir uns die 
Leber zurecht machen und den Maultieren etwas Futter 
reichen. Hernach gieng's wieder in den Sattel. Des Abends 
hatten wir den breiten, aber faſt trockenen Fluß Papagayo 
zu paſſieren. Da hier kein anderes Haus zu finden war, ſo 
ſchliefen wir in einer alten Kirche, wo ich für mich die alte 
Totenbahre in Beſchlag nahm, während die Franzoſen es 
vorzogen, auf den feuchten, mit grünem Moos bekleideten 
Backſteinen zu ſchlafen. Sie waren des Morgens halb ſteif. 
Es brauchte eine ganze Stunde, bis unſer Mozo oder Führer 
drei weichgeſottene Eier kriegen konnte, etwas Brot hatten 
wir noch von Acapuleo. Ich hatte zuvor keine Idee von 
der Armut der Einwohner gehabt; es ſind lauter kupfer— 
farbige Indianer mit wenig oͤder gar keinen Bedürfniſſen als 
etwas Tabak. 
Unſere Landreiſe dauerte 24 Tage. Sehr ſelten hatten 
wir andere Koſt, als weichgeſottene Eier und Tortillias oder 
 
	        
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