Full text: Erlebnisse eines schweizerischen Ingenieurs in Californien, Mexico und Texas zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, 1861-1865

  
    
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Maisfladen, wie ſie die Juden an Oſtern machen. Einmal 
kauften wir ein Huhn zum kochen. Das gehörte zwei Weibern. 
Wenn ich nicht das nötige Kupfergeld gehabt hätte, hätten 
wir den Haudel nicht abſchließen können. Wir mußten 
immer am Boden auf unſeren Reitdecken ſchlafen, den Sattel 
zum Kopfkiſſen. Aber dieſe diätiſche Nachkur mit der reinen 
Bergluft kam meiner Geſundheit ſehr zu ſtatten, und ich 
fühlke mich alle Tage beſſer und kräftiger. Am 6. Tage 
aber wurdeé einer der Franzoſen ſo krank, daß wir die Reiſe 
für zwei Tage einſtellen mußten; von einem Doktor war keine 
Spur, aber die Indianerweiber kurrieren alles mit Thee und 
Blättern. Hier fah ich denn auch eine ganz primitive, aber 
praktiſche Klſtierſpritze. Die Indianerin nahm eine Schweins— 
blaſe und füllte die Miſchung hinein, am obern Ende be— 
feſtigte ſie einen glatten Federkiel mit einem ſtarken Zwirn 
und mit dem Drucke der Hand auf die Blaſe operierte der 
Apparat vollkommen. 
Am 16. Tage des Abends gelangten wir zur Stadt 
Tometepee, Sitz eines Präſidenten. Der Franzoſe, des Reitens 
nicht ſo gewohnt, verlangte dann zwei Tage zum Ausruhen, 
was ich nicht abfchlagen konnte. Hier wenigſtens konnte man 
auf dem Tiſch ſchlafen; auch bekamen wir Rindfleiſch, etwas 
Gemüſe und Schnaps aus Zuckerrohr. 
Des andern Morgens kam ein Herr, der ſich als Prä— 
fekt des Kantons anmeldete und mir, ſagte, er habe mich 
geſtern Abend in die Stadt einreiten ſehen, und es habe ihm 
gefallen, daß ich ſo gut bewaffnet, wäre. Er ſtünde daher 
nicht an, mich zu fragen, ob ich ihm nicht meine zwei Re— 
volver verkaufen wolle; man ſtehe hier am Vorabende einer 
Revolution oder Pronunciamento, und die Kaufmannſchaft 
habe ihm zugeſagt, ſie wolle das Geld zuſammenbringen, um 
dieſelben zu“ bezahlen. Er offerierte mir 30, Dollars oder 
150 Fr. per Stück; er meinte, von hier ab brauche ich die 
Waffen nicht mehr, er wolle mir einen Führer geben, 
der mich gut und ohne Gefahren durchbringen würde, übrigens 
hätte ich noch eine Büchſe und der andere Herr Doppelflinten. 
Der Preis war nicht zu verachten, und ich ſagte zu. Des 
Nachmittags ſah ich ihn mit zwei Soldaten bei den Kauf— 
leuten herumgehen und einſammeln, und des Abends kam er 
hocherfreut mit einem Beutel aller möglichen, aber gangbaren 
  
 
	        
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