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Damen folgendes: Ein Genieoffizier hat ſich über die Ein—
quartierung und Verpflegung der arbeitenden Neger nicht zu
bekümmern, er hat ihnen nur die Arbeit anzuweiſen. Die
Einquartierung iſt Sache des lokalen Quartiermeiſters und
derſelbe habe ſeine Weiſungen ſchon lange vom Hauptquartier
aus erhalten und als meine Leute ihm bemerkten, daß es
mir jedenfalls nicht angenehm ſein werde, daß die Neger in
einer Kirche einquartiert ſeien, habe er geantwortet, daß die
Kirche nicht mehr im Gebrauche ſei, die Kongregation habe
ſich ſchon längſt geſpalten und es werde eine neue gebaut;
auch bei dieſer großen Kälte wiſſe er kein anderes Lokal.
Als ich nun des Abends ankam, mußte ich aus militäriſchen
Maßregeln wiſſen, wo die Neger einquartiert waren, und
als meine Leute mir den Platz beſchrieben, beorderte ich vier
Mann mit einer Laterne und wir ſuchten dann den Platz,
und richtig war es eine alte Kirche. Ich ſchickte ſogleich nach
dem Quartiermeiſter, der aber war verduftet; da ließ ich aus
unſerem Magazine eine Kiſte holen und alle dort befindlichen
zum Gottesdienſt gehörigen Sachen einpacken, den Altar ver—
ſchalen und den Zugang zu demſelben abſperren und beor—
derte die Aufſeher, daß man keinen Neger in die Nähe kom—
men laſſe; mehr konnte ich nicht thun. Nun, meine ver—
ehrten Damen, wer iſt der Kirchenſchänder, euer Ouartier—⸗
meiſter und Mitglied eurer Kongregation, oder ich? Da
gieng es denn erſt recht los und man fand heraus, daß derſelbe
ſchon lange der Kirchgemeinde einen Bauplatz verkaufen wollte,
da aber dieſelbe ſich in zwei Hälften teilte, ſo dachte er, jetzt
ſei eine gute Gelegenheit, die Neger hineinzuthun; er wußte,
daß dann nachher kein Weißer mehr hineingehe und er ſeinen
Bauplatz gut verwerten könne. Dieſe Sache feſtgeſtellt, ver—
abſchiedete ich mich; vom Abendeſſen aber war keine Rede.
Als ich 4 Jahre ſpäter einmal durch dieſe Stadt kam,
war aus der Kirche eine Pferdeleihanſtalt geworden.