Full text: Erlebnisse eines schweizerischen Ingenieurs in Californien, Mexico und Texas zur Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, 1861-1865

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Die Falltreppe kam ſchnell herunter und ſtolz und 
unverfroren ſtiegen wir auf Deck und auf die erſte Kanone 
legte unſer Redner ſeine Papiere, während er die offenen 
Bliefe einem Lieutenant übergab, der dieſelben austeilte; der 
Kommodor verſprach, die Papiere an den kommandierenden 
General nach New-Hrleans zu ſenden und uns dann ſpäter 
mit dem Refultat bekannt zu machen. Wir verlangten nun 
eine Quittung für unſere Papiere und mußten nach 
ſeiner Kajüte gehen, wo dieſelbe geſchrieben wurde. Er ent— 
ſchuldigte ſich dann, daß er geſtern Abend erſt ſpät ange— 
kommen ſei und von der ganzen Affäre nichts gewußt habe. 
Wir erſuchten ihn, er möchte uns erlauben, den Nach— 
mittag bei unſeren Freunden und Familien zuzubringen und 
Abſchied zu nehmen, da wir dieſelben vielleicht doch nicht 
mehr ſehen werden. Wir erhiellen dieſe Erlaubnis bis 4 Uhr 
Nachmittags. Ein Lieutenant wurde beordert, dieſes den 
andern Sdiffen zu ſignaliſieren und von Herzen froh, ver— 
eßen wir dieſes ungaſtliche Schiff und ſuhren nach dem 
Landungsplatz zu unſeren Dragonern, wo ſich inzwiſchen eine 
ganze Menge Freunde und Bekannte verſammelt hatten; 
das war ein Umarmen, Begrüßen und Blumenſpenden. 
Die Pferde wurden in den Stall geſtellt, die Dragoner ins 
Gaſthaus gebracht und wir hatten ein ſchnell improviſiertes 
Miltagefſen beim Maire. Dort wurden wir bekränzt und 
mit allen Ehren überhäuft, dann ſteckte man uns die Taſchen 
voll Zigarren, kleine Flaſchen Schnaps, Liqueure ꝛc. und 
einem jeden wurde ein ſchöner Kranz umgehängt. Es war 
auch gut, daß es bald 4 Uhr war, denn unſer Auftreten war 
nicht mehr ganz ſicher und es war uns ſehr angenehm, als 
man uns in die Saͤttel half. Unter allgemeinem Hurrah 
ritten wir mit den zwei weißen und einigen andern 
Fahnen aus der Stadt. 15 Minuten nachher wurde die 
weiße Fahne auf der Flotte eingezogen. Die kühle Luft er— 
friſchte uns bald und in unſeren Schanzen angekommen, 
leilten wir unſeren Schnaps und Zigarren mit andern Offi— 
zieren. — So endete dieſe parlamentariſche Expedition denn 
doch zu unſern Gunſten. Leider aber iſt uns der rohe Kapi⸗ 
län bei dem Treffen in Galveſton entwiſcht, ſonſt wäre es 
ihm ſchlecht ergangen. 
 
	        
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