132 Kapitel VII.
welche die Königin erwarteten, während wir Kongreſſiſten auf
bereitgeſtellten Wagen den Hügel hinanrollten. Gegen Mittag
verkündete mächtiger Kanonendonner von den Schiffen die
Landung der Konigin, in reichbeſpannter Karroſſe fuhr ſie
hinauf zum Kloſter, wo ein Tedeum — das übrigens muſi—
kaliſch gänzlich mißglückte — die Feier begann. Dann begab
ſie ſich auf die mit Gobelins höchſt geſchmackvoll behängte
Tribüne gegenüber dem Denkmal, auf der auch die Diplo⸗
matie, die Behörden und wir Amerikaniſten Platz fanden.
Und nun folgte eine vom Biſchof von Lugo geleitete Feier,
deren Einzelheiten ich vergeſſen habe; nur das leuchtende
Bild der glänzenden Verſammlung, in unzähligen Farben
blitzend, in jenen brennenden Farben des hellen Mittags: die
Tauſende buntgekleideter, feſtlich erregter Menſchen, in dem
lichten Sonnenſchein über den Denkmalshügel verbreitet, zur
Linken die ehrwürdigen Mauern des welthiſtoriſchen Kloſters
und unten der weite, ſilbern funkelnde, ſchiffüberſäte Waſſer—
ſpiegel, iſt mir unauslöſchlich ins Gedächtnis gegraben. Das
wäre ein Vorwurf für die ſonnige Kunſt Pradillas geweſen!
Das Denkmal beſteht aus einem flachen Treppenunterbau
und einer ſchlanken, 70 Meter hohen Säule, die auf ihrer
Spitze einen Globus trägt mit der Inſchrift: Isabella la Catholica
und Ohbristobal Colon und das Zeichen des Kreuzes darüber.
Äſthetiſch läßt es zu wünſchen übrig, aber ſeine Lage iſt
ſchön; weithin ſichtbar ſchaut es über das Weltmeer, über das
von dieſem Hügel aus einſt der viſionäre Blick des großen
Genueſen hinausglitt, dem Wege der ſinkenden Sonne nach.
Von unſerm Leben in der Stadt will ich nur wenig ſagen:
feſtliche Aufzüge in den Straßen, Konzert in den magiſch er—
leuchteten Gärten des Hotel Colon, Bälle, Diners und Kongreß—
ſitzungen wechſelten ſich ab. Wenngleich die Leitung des Feſtes
ohne Zweifel äußerſt mangelhaft war und eigentlich in der Regel