Full text: Herbsttage in Andalusien

  
  
  
142 Kapitel VIII. 
das Laub war zum Teil roſtrot verbrannt; ſtellenweis war 
nur noch die eine Hälfte grün, die andere verdorrt, und 
immer war die tote Seite nach Norden gelegen. Dies war 
das erſte Anzeichen der Verheerung, welche die Schwefeldämpfe 
des in den Kupferwerken angewendeten Röſtprozeſſes in der 
ganzen Umgegend der Minen anrichten. Wohin der Wind 
die erſtickenden Lüfte treibt, erſtirbt unter ihrem giftigen 
Hauch rettungslos jeglicher Pflanzenwuchs. 
Raſch wurde nunmehr die Landſchaft immer maleriſcher; 
d. h. wahrlich nicht im Sinne des Lieblichen oder Roman— 
tiſchen, ſondern es war die unheimlichſte beauté du diablée: 
eine wahrhaft ſataniſche Landſchaft. Immer rauher und ſteiler 
wurden die Felswände, mächtiges Getrümmer erfüllte den 
Boden, ſchroffe Zacken durchbrachen die Schutthalden der Ge— 
lände; bald erſchienen die Bäume und Ciſtroſengebüſche ganz 
und gar roſtrot verſengt; der grünlichen Farbe des Geſteins 
miſchten ſich große, ſchwefelgelbe Flecken hinzu, und Stücke 
gediegenen Schwefels ſchienen im Sande zu liegen; zwiſchen 
den Klippen aber rann der Fluß mit einer allmählich geradezu 
ſchauerlich gewordenen Farbe. Wo er im Sonnenſchein über 
flache Felſen ſtürzte, erglänzte er tiefrot wie Bordeauxwein, 
wo er aber aufgeſtaut war zu tieferen Teichen, glich er 
vollkommen einer Flut ſchwärzlichroten Blutes. Allmählich 
ſpürten wir auch durch die geſchloſſenen Fenſter hindurch 
ſchwefligen Geruch; kurz, ich hätte nie für möglich gehalten, 
daß es in Wirklichkeit eine Landſchaft geben könnte, die ſo 
unſeren Vorſtellungen eines Eingangs zur Hölle entſpräche, 
wie dieſe hier. Einmal, ſchon tief im Gebirge, hielten wir 
in einſamer Gegend. Tief ſtürzte zur Rechten das Ufer zum 
Fluſſe ab, jenſeits ſtiegen die Felſen in ſchroffer, gelblich— 
grüner Wand empor; hier und da ragten die geſpenſtiſchen 
AÄſte erſtorbener Bäume, jetzt weißgebrannt, zum Himmel, und 
  
  
 
	        
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