Full text: Herbsttage in Andalusien

  
  
164 Kapitel IX. 
geſondert vom Getriebe durch hohe Umfaſſungsmauern, aber 
noch unter Gottes freiem Himmel und in dem köſtlichen Duft 
der Orangenbäume, die ihn beſchatteten! Hier verrichtete er 
an dem Springbrunnen in der Mitte des Hofes die vorge— 
ſchriebenen Benetzungen und nahte dann den geweihten Tho— 
ren. Orangenbäume, in parallelen Reihen gepflanzt, bilden 
noch heute einen reizenden Schmuck des ſtillen Hofes. Auch 
ein paar ſchlanke Dattelpalmen ragen über das gemuſterte 
Pflaſter empor. Säulenhallen umgeben drei Seiten des 
Hofes, an der vierten öffnen ſich die Zugänge zur Moſchee. 
Einſt waren es neunzehn offene Hufeiſenthore, ſo viel, wie 
die Moſchee Schiffe beſitzt, d. h. die Säulengänge des Innern 
thaten ſich eben als offene Hallen gegen den Orangenhof 
hinaus auf; der poeſievolle Gedanke des Baumeiſters war der, 
daß ſich die ſteinernen Säulenreihen des Innern in den 
Reihen der lebendigen Orangenbäume, die ihre Verlängerungen 
bilden, fortſetzen ſollten. Jetzt ſind die Thorbögen leider bis 
auf drei vermauert. 
In hoher Erwartung betrat ich den weſtlichſten Eingang. 
Gelbliches Dämmerlicht umgab mich ſtatt der weißen Helle 
da draußen, ſo daß mein erſtes Gefühl Blendung und Ver— 
wirrung war. Die Blendung löſte ſich bald; nicht ſo die 
Verwirrung, denn ſie kam nicht von dem Lichte, ſondern von 
dem, was ich vor mir ſah. Eine Säulenallee dehnte ſich, 
perſpektiviſch zuſammenlaufend, in dämmerige Ferne hinaus, 
ſo daß der Blick nicht ſicher war, ob er ein Ende unterſchied. 
Rechts und links zur Seite ſchaute ich in eine dichtgedrängte 
Menge von Säulenſtämmen, die zunächſt wie ordnungslos aus 
dem Boden auftauchten und in einiger Entfernung die Aus— 
ſicht durch ſchattiges Dunkel beſchränkten. Den Eindruck der 
Großartigkeit, auf den ich mich gerüſtet, vermißte ich durch— 
aus: die Säulen waren nicht hoch, die Breite der Halle er—
	        
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