170 Kapitel IX.
hält ein Licht gegen den Hufeiſenbogen, und nun blitzt und
ſprüht das bunte Gefüge wie Hunderte in Gold gefaßter
Juwelen. Im Innern iſt das Mihrab ein kleiner, von
glatten Marmortafeln polygoniſch abgeſchloſſener Raum, den
eine große, kunſtvoll in einem einzigen großen Block aus—
gekerbte Marmormuſchel, überdacht. In der Mitte ſtand das
Pult aus unſchätzbarem Holz, auf dem der Koran lag; rings
um dieſe Stätte zieht ſich am Fußboden noch jetzt die Ver—
tiefung, welche die Kniee anbetender Muſelmanen in die Stein⸗
platten eingeſchliffen haben.
Als der Halbmond noch über den Zinnen Cordobas ragte,
da war hier an den großen Feſttagen der Mittelpunkt eines
berauſchend glanzvollen Gottesdienſtes. Siebentauſendfünf—
hundert Lampen aus Silber und anderem koſtbaren Erz er—
goſſen ein Meer von Licht in die Hallen, in der Makſurah
ſelbſt ein herrlicher Kronleuchter, der von der Kuppel hernieder—
hing und ihre Moſaik in Brillantfeuer erſtrahlen ließ. Der
Kalif ſelbſt kam durch einen verborgenen Gang, der die
Makſurah mit ſeinem Alkazar verband, und wohnte im
ſchimmernden Kreiſe ſeines Hofes der heiligen Handlung bei.
Wunderſam erſchollen die Geſänge der Muballigs durch die un—
endlichen Räume, und zwiſchen den Stämmen des Säulenwaldes
drängten ſich in weißen Feiertagsgewändern die Zehntauſende,
von nah und fern herbeigekommen, um in der Moſchee des
großen Fürſten zu beten, die ja an Heiligkeit der von
Jeruſalem gleichkam und nur der Kaaba ſelber nachſtand.
Der Eindruck einer ſolchen Feier in dieſem Hauſe muß
gewaltig geweſen ſein, aber anderer Art, als ihn die Kathe—
dralen des Katholizismus ausüben. Wenn wir die Rieſendome
von Köln, Straßburg oder Mailand betreten, ſo erfaßt unſer
Blick mit einem Male die geſamte Wölbung des Innenraums,
und zwar als den grandioſen Rahmen zu dem im Hinter—