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und an anderen Orten der italieniſchen Riviera. In der
glühend heißen Landſchaft zwiſchen Murcia und Alicante aber
findet die Dattelpalme augenſcheinlich ſo afrikaniſche Lebens—
bedingungen, daß ſich ihre ſyſtematiſche Zucht, die ziemlich
mühevoll iſt, belohnt. Verſchiedene der hier belegenen Ort—
ſchaften beſitzen größere und kleinere Palmenhaine, bei Elche
aber liegt ein wirklicher Wald, deſſen Stämme auf die Zahl
von 70 bis 100000 geſchätzt werden. Der Fruchtertrag eines
ausgewachſenen Dattelbaums beläuft ſich bis auf 2 Zentner im
Jahr, und den jährlichen Geſamtgewinn aus den Dattelfrüchten
giebt M. Willkomm auf über 460000 Peſeten an. Hierzu
kommt der Handel mit gebleichten Palmenwedeln, der auch
noch etwa 40000 Peſeten erreicht. Dreiunddreißig Anſiede—
lungen liegen in der Oaſe zerſtreut; die Hauptſtadt Elche
ſelbſt zählt etwa 10000 Einwohner. Die Umgebung des
Palmenwaldes iſt eine Wüſte; die Waſſer des Vinalapo ſind es,
die, in zahlloſen Adern über das Land geleitet, das Leben
der Huerta bedingen. Die Dattelpalme muß ja, nach dem arabi—
ſchen Sprüchwort, ihre Füße in einem Waſſerbade, ihr Haupt in
einem Feuerbade haben. Die flache Bauart der weißgetünchten
Häuſer vermehrt noch den afrikaniſchen Eindruck der ganzen
Umgebung: es bedarf, wenn man unter den Palmen Elches
wandelt, gar keiner beſonderen Anſtrengung der Phantaſie,
um ſich in irgend eine der großen Oaſen am Rand der
Sahara verſetzt zu denken. Und der Anblick der ſchlanken
Stämme mit den mächtigen, vielgeſtaltigen Fiederkronen iſt
ſchön! Wir ſind heute gegen die Freiligrathſche Tropenromantik
unſerer Väter ſchon ſo kritiſch geworden, daß wir vielfach
ins Gegenteil umſchlagen und unter einem Hain von ge—
züchteten Dattelpalmen uns zunächſt kaum etwas Beſſeres
vorſtellen möchten, als eine Baumſchule von Reisbeſen. Wie
irrig das iſt, wird dem Leſer beſſer als meine Schilderung