Full text: Herbsttage in Andalusien

  
  
Schluß. 317 
und an anderen Orten der italieniſchen Riviera. In der 
glühend heißen Landſchaft zwiſchen Murcia und Alicante aber 
findet die Dattelpalme augenſcheinlich ſo afrikaniſche Lebens— 
bedingungen, daß ſich ihre ſyſtematiſche Zucht, die ziemlich 
mühevoll iſt, belohnt. Verſchiedene der hier belegenen Ort— 
ſchaften beſitzen größere und kleinere Palmenhaine, bei Elche 
aber liegt ein wirklicher Wald, deſſen Stämme auf die Zahl 
von 70 bis 100000 geſchätzt werden. Der Fruchtertrag eines 
ausgewachſenen Dattelbaums beläuft ſich bis auf 2 Zentner im 
Jahr, und den jährlichen Geſamtgewinn aus den Dattelfrüchten 
giebt M. Willkomm auf über 460000 Peſeten an. Hierzu 
kommt der Handel mit gebleichten Palmenwedeln, der auch 
noch etwa 40000 Peſeten erreicht. Dreiunddreißig Anſiede— 
lungen liegen in der Oaſe zerſtreut; die Hauptſtadt Elche 
ſelbſt zählt etwa 10000 Einwohner. Die Umgebung des 
Palmenwaldes iſt eine Wüſte; die Waſſer des Vinalapo ſind es, 
die, in zahlloſen Adern über das Land geleitet, das Leben 
der Huerta bedingen. Die Dattelpalme muß ja, nach dem arabi— 
ſchen Sprüchwort, ihre Füße in einem Waſſerbade, ihr Haupt in 
einem Feuerbade haben. Die flache Bauart der weißgetünchten 
Häuſer vermehrt noch den afrikaniſchen Eindruck der ganzen 
Umgebung: es bedarf, wenn man unter den Palmen Elches 
wandelt, gar keiner beſonderen Anſtrengung der Phantaſie, 
um ſich in irgend eine der großen Oaſen am Rand der 
Sahara verſetzt zu denken. Und der Anblick der ſchlanken 
Stämme mit den mächtigen, vielgeſtaltigen Fiederkronen iſt 
ſchön! Wir ſind heute gegen die Freiligrathſche Tropenromantik 
unſerer Väter ſchon ſo kritiſch geworden, daß wir vielfach 
ins Gegenteil umſchlagen und unter einem Hain von ge— 
züchteten Dattelpalmen uns zunächſt kaum etwas Beſſeres 
vorſtellen möchten, als eine Baumſchule von Reisbeſen. Wie 
irrig das iſt, wird dem Leſer beſſer als meine Schilderung 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.