Full text: Herbsttage in Andalusien

  
Hinüber nach Afrika. 45 
die vom Frühmarkt in Gibraltar zurückkehrten, hockten auf 
dem unteren Deck am Steuer, in weite dunkelbraune geflickte 
Kutten gehüllt und Strohpantoffeln an den bloßen Füßen. 
Arme, Beine und das Geſicht waren bräunlich, hager und 
ſehnig. Ich ſchaute über das Gitter gelehnt auf ſie herunter, 
und wir ſtarrten uns eine Weile gegenſeitig an wie Weſen 
aus zwei einander fremdartigen Welten, zwiſchen denen es 
keine Brücke des Verſtändniſſes giebt. Dann langte der 
eine von ihnen aus der Tiefe ſeiner zipfelförmigen Rücken— 
kapuze einen großen gelben Apfel und biß mit den blitzend 
weißen Zähnen ſo herzhaft hinein, daß es ein ſehr be— 
haglicher Anblick war. In demſelben Augenblicke mein 
Lächeln gewahrend, grinſte auch er vergnügt, und wir nickten 
uns beide zu; die Brücke war gefunden, die uns beide als 
Menſchen derſelben Erde zeigte: das innige Verſtändnis und 
die Teilnahme für des Daſeins zarte Freuden; wir konnten 
Freunde werden und wurden es auch. Ich ſtieg hinunter 
und ſchüttelte Muhammed die bräunliche Rechte, und mit 
unſerem beiderſeits ziemlich fragwürdigen Spaniſch führten 
wir eine Unterhaltung. Ich erkundigte mich ſogleich beiihm, ob 
er Hadſchi wäre — das iſt der Titel, den jeder Muhammedaner 
annimmt, wenn er die Pilgerfahrt nach Mekka ausgeführt 
hat — was er mit großer Genugthuung bejahte. Er machte mich 
dann darauf aufmerkſam, daß das Gebirgsland drüben an der 
Küſte das Gebiet der Anghieras ſei, der Sitz jenes bekannten 
Aufſtandes gegen die marokkaniſche Regierung in Tanger, von 
dem während des Sommers unſere Zeitungen voll waren, 
und der damals noch im Gange war. Er wies mir auch 
ſeinen flachen Strohkorb, deſſen Boden voller Kupfer⸗ und 
kleiner Silbermünzen war, und erklärte mir den Wert der 
zierlichen marokkaniſchen Geldſtücke, und endlich rückte er mit 
dem reellen Beiſatz ſeiner Zuneigung, dem ſchüchtern und 
 
	        
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