Hinüber nach Afrika. 53
Buben Koranſprüche bei. Die kurzgeſchorenen Köpfe der
Kinder, ihre Stirnen und Augenwinkel waren vielfach mit
Schorfen bedeckt und von ſchwarzen Fliegenſchwärmen um—
ſummt. Der Pädagog ſchien auch zugleich ziemlich taub zu
ſein, denn die einzige Unterhaltung, zu der wir ihn durch
unſern Cicerone bewegen konnten, beſtand darin, daß er eine
Priſe von uns nahm. Mitten in dieſem Gewühl liegt an
der Straße eine Moſchee, baulich unbedeutend. Auf einigen
Stufen ſteigt man zu ihrem Eingang hinan; doch muß ſich
der Europäer hüten, dies zu thun, will er nicht Gefahr laufen,
auf der Stelle niedergeſchlagen zu werden: dieſen Platz hält ſich
der Fanatismus der Araber von der Befleckung durch die Un—
gläubigen frei. Je näher wir dem Markte kommen, um ſo
ſtärker wird das Gewühl. Tiſche mit allerlei Waren, Früchten,
Back- und Zuckerwerk begleiten die Straße, und mit lauten
Rufen ſucht der Eigentümer die Aufmerkſamkeit auf ſich zu
lenken. Immer dichter drängen ſich die Paſſanten und unter
ihnen die kleinen Eſel, die hier faſt durchgängig zum Laſten—
tragen verwendet werden. Marktware aller Art, Reiſig,
Holzkohle tragen ſie in ihren geflochtenen Sattelkörben, die
zu beiden Seiten des Rückens herabhängen; die Treiber
ſtacheln ſie mit kleinen ſpitzen Stäben an. Bei der Enge der
vielfach gewundenen Straße iſt es oft ſchwer, an den breit—
geladenen Tieren vorüberzukommen, und von allen Seiten
tönt das zum Achtunggeben rufende: Balagh, Balagh! Große,
wagerecht getragene Büſchel rieſigen Rohres, das die Juden
zum bevorſtehenden Laubhüttenfeſt brauchen, bedrohen unſer
Augenlicht. Endlich drängen wir uns mit einer dichten Maſſe
durch ein niedriges Bogenthor, und nun liegt der große
„Soko“ vor uns, eine breite, freie, ſanft anſteigende Erdfläche
außerhalb der Stadtmauer, bedeckt von dem unbeſchreiblichen
Gewühl eines arabiſchen Marktes. Da hocken am Boden