Full text: Was muss der Ansiedler in Südbrasilien notwendig wissen?

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Bänke werden aus einigen Brettern hergeſtellt, die Bettſtellen ebenfalls, oder aus 
Stangenholz. Hat der Koloniſt über Geld zu verfügen, ſo kann er ſich natürlich 
ein beſſeres Häuschen bauen laſſen; nötig iſt dieſes aber nicht! Der neue Ein— 
wanderer ſoll bedenken, daß er fein Geld zur Anſchaffung einer Kuh, von 
Schweinen und Hühnern beffer anwenden kann, da er dadurch ſchneller vorwärts 
kommt. Im Anfang kann er ſich freilich außer einigen Hühnern noch kein Vieh 
halten, denn zuerſt muß er für dasſelbe Fulter ernten. Der Raum, in dem 
gekocht wird, ſoll etwas abſeits von der Wohnung hergeſtellt werden wegen der 
Feuersgefahr. Iſt die Unterkunftsſtelle, Haus und Küche, auf der eigenen Scholle 
fertig, ſo wird dieſelbe ſofort bezogen Lebensmittel muß der neue Anſiedler 
auf einige Wochen mitnehmen. 
Iſt der Koloniſt zur richtigen Zeit auf ſeine Kolonie gekommen, d. h. im 
Juli oder Auguſt, ſo wird er in der Nähe der Wohnſtätte einen kleinen Platz 
ausſuchen, der ſich für einen Garten eignet. Hier ſchläügt er die Bäume und 
räumt das kleine Holz, die Stämme läßt er liegen. Der Boden wird mit der 
Hacke, ſo gut es gehen will, geſäubert und umgehackt. Dieſer Gartenplatz ſoll 
nur klein ſein, da er nur für Gemüſepflanzung zum Gebrauch der Familie die— 
nen ſoll. Hierbei muß bemerkt werden, daß die meiſten europäiſchen Gemüſe— 
arten hier ſehr gut gedeihen, wenn zur richtigen Zeit geſät und gepflanzt wird. 
Die Pflanzzeit für die meiſten Gemüſe iſt zwiſchen April und Auguſt. Der ein— 
zige Mißſtand bei der Gemüſepflanzung iſt der, daß der Samen ſchnell ausartet, 
und deshalb die Gemüſeſamen meiflens aus Euͤropa eingeführt werden müſſen. 
Den Samen für die erſte Ausſaat kann ſich der Einwanderer ſchon von Deutſch— 
land mitbringen, wenn nicht, ſo iſt derſelbe auch hier zu bekommen, wenn auch 
teuer und ſehr oft nicht keimfäͤhig Um den kleinen Garten ſoll ein Zaun ge— 
macht werden, wie es das eine Einſchaltbild zeigt, damit derſelbe vor dem Ein— 
dringen von Hühnern und anderen Tieren geſchützt iſt. 
Der größte Feind des Gartens — der Obſtbäume, Trauben und überhaupt 
der jungen Pflanzung — ſind die Ameiſen. Wenn dviele Ameiſenneſter vor— 
handen ſind, ſo machen dieſelben dem Koloniſten vielen Aerger und Verdruß. 
Die Zerſtörung der Ameiſenneſter ſoll ſich daher der Koloniſt von Anfang 
an ſehr angelegen ſein laſſen. Es würde hiet zu weit führen, auf die ver— 
ſchiedenen Arten dieſer Pflanzenſchädlinge näher einzugehen. Wir begnügen uns 
daher mit einigen Angaben über die Vertilgung der Neſter. Sind die Neſter 
über der Erde oder nicht tief unter der Erde, ſo genügt es, wenn man das 
Neſt aufgefunden hat, dasſelbe bloßzulegen, mit Petroleum vermiſchtes Waſſer in 
genügender Menge hineinzuſchütten ünd die Brut mitſamt den Ameiſen zu einem 
Brei durcheinanderzürühren. — Sind aber die Neſter tiefer im Boden, ſo muß 
man die Ameiſen mit Gift (Arſenik, Zyankali und ähnlichen Giftarten) bekämpfen. 
Um das Gift in die tiefgelegenen Neſter zu treiben, bedient man ſich einer 
eigenen „Ameiſentötmaſchine“. Dieſelbe beſteht aus einem kleinen eiſernen Be— 
hälter, in dem das Gift auf glühenden Kohlen verdampft wird, und einem 
Blasbalge, der die Dämpfe durch die unterirdiſchen Gänge in die Neſter treibt. 
Da nun dieſe Gänge ſehr verzweigt ſind und an verſchiedenen Stellen an die Ober— 
flüche ausmünden, ſo müſſen dieſe Oeffnungen ſo lange verſtopft werden, bis 
kein Dampf mehr an die Oberfläche kommt. Es ſollten daher immer zwei Per— 
ſonen dieſe Art der Ameiſenjagd gemeinſchaftlich betreiben, der eine ſoll die Ma— 
ſchine bedienen und der andere die Löcher verſtopfen. — Noch lohnender iſt das 
Aufſuchen der jungen Neſter. Gewöhnlich im Oktober und Noͤvember iſt die 
Schwarmzeit, woͤ ſich neue Neſter bilden. Wer nun dafür ein geübtes Auge 
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