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zung zu vergrößern. Gerſte gibt durchſchnittlich ein befriedigendes Reſultat, iſt
nicht ſo ſehr der Roſtkrankheit ausgeſetzt wie Weizen und Roggen und iſt die
erſte Reife-Frucht. — Früher waren die großen Bohnen (Saubohnen) und
die Erbſen eine ſehr lohnende Pflanzung. In den letzten Jahren hat ſich aber
ein Schädling dieſer Pflanzen, ein Käfer, hier einheimiſch gemacht, welcher die
friſch geernteten Früchte nach kurzer Zeit auffrißt.
Im Januar zweiten Jahres kann der Koloniſt ſchon für den eigenen Be—
darf ein Stück Land für Kartoffeln herrichten. Der Boden wird, ſo gut es
in dem neuen Lande geht, ſo tief als möglich umgehackt und die Kartoffeln ſo
wie in Deutſchland gepflanzt, das Land reingehalten, die einzelnen Stöcke ſpäter
behäufelt. In regelmäßigen Reihen kann natürlich in den erſten Jahren wegen
der Baumſtumpen noch nicht gepflanzt werden. Um an Pflanzkartoffeln zu ſpa—
ren, werden von manchen Leuten die Kartoffeln durchteſhriiien und zwar ſo, daß
auf jede Hälfte zwei oder drei Augen kommen. Dieſe halbierten Kartoffeln
werden mit der Schnittfläche nach unten gelegt. Die Erfahrung hat aber gelehrt,
daß ſo gepflanzte Kartoffeln weniger Erträg geben; überhaupt lohntd die Kartoffel
hier nicht ſo gut wie in Europa und iſt auch nicht ſo haltbar. Dagegen kann
man hier zweimal Kartoffeln pflanzen, und zwar im Auguſt und September und
dann wieder im Januar und Februar, ſodaß November und ODezember und April
und Mai Kartoffelernte iſt. Die geernteten Kartoffeln darf man nicht der Sonnen—
hitze ausſetzen, weil ſie alsdann leicht faulen. Die Kartoffelpreiſe waren in den
letzten Jahren ſtändig ſehr hoch, in den Städten 10—15 Milreis der Sack von
50 Kilo, oder 110 bis 170 Mark nach dem jetzigen Stand des deutſchen Geldes.
Für die neuen Koloniegebiete kommt aber dieſer hohe Preis noch wenig in Be—
tracht wegen der Abſatzſchwierigkeiten. Bei der letzten guten Ernte ſind aber die
Kartoffelpreiſe um die Hälfte geſunken.
Neben den in Europa üblichen Kartoffeln, hier „batata ingleza“ genannt,
hat man in Südamerika die einheimiſche batata doce (ſüße Kartoffel). Dieſelbe
pflanzt ſich ſehr leicht und der Extrag iſt ſehr gut, nur iſt ſie nicht ſo haltbar
und daher für den Handel nur in der Nähe größerer Ortſchaften verwendbar.
Dagegen für den eigenen Gebrauch iſt dieſe Pflanze ſehr vorteilhaft, indem man
dieſelbe zu jeder Jahreszeit friſch aus dem Boden nehmen kann. Außerdem iſt
das rankende Kraut ein ſehr gutes Viehfutter. Der Nährwert der batata doce
iſt bedeutend höher als derjenige der Kartoffel. Das Pflanzen der batata doce
nimmt man vor, indem man immer eine derſelben in a Loch legt, wie bei den
Kartoffeln, in Abſtänden von 50—60 Zentimeter. Von Ende Auguſt bis Ok—
tober kann man die batata doce pflanzen. Nach niee Monaten haben die ſo
gepflanzten Wurzeln rankenartiges Kraut getrieben. Von dieſem Kraut ſchneidet
man 1 bis 17, Fuß lange Ranken ab, legt ſie bei feuchtem Wetter in lockergehackten
Boden zur Hälfte ein in Abſtänden von etwa einem Meter. Die ſo gepflanzten
Setzlinge ſetzen ſchon nach einigen Monaten Knollen an.
Wohl die nützlichſte und allſeitig verwendbarſte Pflanze des hieſigen Lan—
des iſt die Uandiäocea (Brotwurzel). Die Braſilianer ſchätzen den Wert dieſer
Pflanze ſo hoch, daß ſie ſogar behaupten, der hl. Apoſtel Jakobus hätte ſie ins
Land gebracht. Dieſe Wurzelart kann aber auf den neuen Kolonien erſt nach
einigen Jahren angepflanzt werden. Der Mandiok treibt nämlich ſeine Wurzeln
flach unter der Erde und würden ſich dieſelben auch unter den alten Baum—
wurzeln hinziehen und darum beim Herausziehen häufig abbrechen. Die Wur—
zeln werden 20—50 Zentimeter lang. Der Mandiok gedeiht auch im mageren
Erdreich und eignet ſich daher für altes, ſchon durch andere Fruchtarten ausge—
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