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3. Obstbau.
An Obſt der verſchiedenſten Art hat das Koloniegebiet keinen Mangel.
Die Orange, die Feige, der Pfirſich, die Banane, die Ananas und verſchiedene
andere Südfrüchte gedeihen vorzüglich in den Flußtälern. Auf den höher ge—
legenen Gegenden, der Serra, hat man auch Birnen und Aepfel und andere
europäiſche Obſtarten. Als eine einträgliche Pflanzung hat ſich in den letzten
Jahren die Zucht der veredelten Drangen (Umbigos), erwieſen. Ein gut ge—
pflegter Baum kann jährlich einen Ertrag von 1015 Milreis abwerfen.
Die Traube gedeiht in faſt allen Lagen, reift aber beſſer und gleich⸗—
mäßiger in den höher gelegenen Orten. Der Weinhandel iſt hauptſächlich in den
Händen der Italiener, welche faſt ausſchließlich das Hochland bewoͤhnen. Unter
den deutſchen Koloniſten gibt's aber auch eine Anzahl „Weinbauern“, die einen
guten Tropfen liefern. Außerdem legt ſich aber auch jeder deutſche Koloniſt
eine Weinlaube zum eigenen Bedarf an. Gezogen wird hier zu Laude die Rebe
nicht wie am Rhein an Pfählen, ſondern meiſtens in Lauben. Dieſe werden her⸗
geſtellt aus guten Hartholz-Pfählen, die man durch Stangen oder Draht mit—
einander verbindet. Da die hieſige Traube einen ſehr ſtarken Trieb hat, ſo ge—
nügen ſchon 2 Träubenſtöcke, um eine Laube zu bilden. — Ob man nun die
Rebe mit oder ohne Wurzeln pflanzt, ſo iſt es immer uötig, das Pflanzloch ge⸗
nügend groß zu machen, wenigſtens 2 Fuß im Durchmeſſer und zwei Fuß tief.
Die ausgeworfene Erde miſche man mit altem, verrottetem Dünger. Mit dieſer
Erde fülle man das Loch halb zu und pflanze darauf die Rebe. Pflanzt man
die Rebe ohne Wurzel, ſo muß der Setzling wenigſtens 3 Augen haben, wovon
zwei in den Boden zu liegen kommen. Die geeignetſte Zeit zum Pflanzen und
zum Beſchneiden ſind die Monate Auguſt und September. Im zweiten, dritten
Jahre wird die ſo gepflanzte Rebe ſchon Trauben tragen. Wo Ameiſen vor—
handen ſind, muß man auf deren Vertilgung bedacht ſein, denn ſie haben es
auf die jungen Triebe und die kleinen Träubchen befonders abgeſehen. — Das
Keltern des Weines wird hier — wenige größere Anlagen ausgenommen —
von den Bauern noch ſehr primitiv gemacht. Die Trauben werden zwiſchen
hölzernen Walzen zerquetſcht und alsdann ausgepreßt und der Saft in einen
oben offenen Ständer gebracht und in dieſem der Hauptgärung überlaſſen.
Dieſe Gärung dauert einige Tage, bei kalter Witterung länger als bei warmer
Iſt nun der Wein in den Gärſtänden ruhig geworden, ſo zieht man den—
ſelben ab und bringt ihn in ein liegendes Nachgärfäß, das am Spuͤndloch eine
Art Ventil hat, durch das der Gärſchaum und die ſich entwickelnde Kohlenſäure
einen Ausweg finden. Notwendig iſt das Nachfüllen dieſes Gärfaſſes. Stößt
der Wein nicht mehr aus und iſt ganz ruhig geworden, ſo iſt der junge Wein
fertig, er wird nun auf ein drittes Faß, das Lagerfaß, abgezogen. Beim Ab⸗—
ziehen des Weines nach der Hauptgärung wie der Nachgärung muß man vor—
ſichtig ſein, damit die Hefe, welche durch die Gärung entſtanden iſt und nach
Aufhören derſelben am Boden des Faſſes liegt, nicht aufgerührt wird. Eineé
Hauptſache bei der Weinbereitung iſt die Sorge für die Reinheit der Fäſſer, der
beſte Wein verdirbt oder bekommt einen hüßlichen Beigeſchmack in einem ſchlecht
gereinigten Faß. Auch das regelmäßige Nachfüllen der Fäſſer iſt notwendig,
andernfalls wird der Wein ſehr ſchnell ſauer. — Auf dieſe hier angegebene
einfache, nicht allzu koſtſpielige Art, kann ſich nach einigen Jahren jeder Koloniſt
einen guten, geſunden „Tropfen“ verſchaffen für ſich, ſeine Familie und auch für
ſeine Gäſte.