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Auch kann jeder privatim einer Krankenkaſſe beitreten und ſich auch gegen Un—
fälle verſichern. Die Beiträge ſind nicht zu hoch.
Das hier zirkulierende Geld beſteht aus Papiergeld, Silber-, Nickel- und
Kupfermünzen. 10 — 20 — 40 Reis ſind Kupfermünzen, die aber faſt ganz
aus dem Verkehr verſchwunden ſind, da bei den jetzigen Preiſen faſt nur mit
100 Reis gerechnet wird. 100 — 200 — 400 Reis ſind Nickelgeld, 500 —
1.000 — 2.000 Reis iſt in Silber, aber auch in Papier in Umlauf. Die
Geldeinheit ſind 1000 Reis — 1 Milreis. Die Werte von 5 — 10 — 20
50 — 100 — 500 Milreis ſind nur in Papiergeld im Umlauf; braſilianiſche
Goldmünzen bekommt man nur in einer „Raritätenſammlung“ zu Geſicht.
Eine Hauptſchwierigkeit bei der Auswanderung nach Braſilien iſt der
ſchlechte Stand des deutſchen Geldes. Denn während man vor dem Krieg für
1Mark 20 Pfennig einen Milreis bekam, muß man jetzt 10 Mark für einen
Milreis bezahlen. So kommt es dann, daß ſchon das Ueberfahrtsgeld ſchwer
zu erſchwingen iſt und für Landankauf meiſtens nichts mehr erübrigt. — Die
letzten Beſtimmungen der braſilianiſchen Regierung beſagen nun, daß fie ſolchen
Leuten, die hier Verwandte haben und die von dieſen aufgeforderi wer—
den, hierher zu kommen, Freipaſſage gewährt. Die Freipaſſage im all—
gemeinen hat die Regierung eingeſtellt. Sollten aber von einzelnen Bundes—
ſtaaten Geſuche um Zuweiſung von Landarbeiterfamilien vorliegen, ſo wird die
Bundesregierung für ſolche Fälle Freipaſſage gewähren. Jedoch miuß der Aus-—
wanderer dabei auf ſeiner Hut ſein, daß er durch eine derartige Freipaſſage
nicht in Gegenden verſchleppt wird, wo die klimatiſchen Verhäliniſſe für den
deutſchen Einwanderer nicht mehr zuträglich ſind.
Die Staatsregierung von Rio Grande do Sul hat der Bundesregierung
erklärt, keine Ländereien an fremde Einwanderer mehr abgeben zu können Was
an unbeſetztem Regierungsland der hieſige Staat noch beſitzt, will derſelbe für
hier im Staate Geborene und deren Nachkommen reſervieren. Nun ſind aber
noch größere Landkomplexe ſowohl hier in Rio Grande do Sul, wie noch mehr
in den angrenzenden Staaten Santa Catharina und Paranä im Beſihe von
Privatleuten, meiſtens Geſellſchaften. Dieſe Beſitzer haben ihre Ländereien in
Kolonieloſe von 25 Hektar vermeſſen, Wege nach den Abſatzpunkten zu Flüſſen
oder Eiſenbahnſtationen hergeſtellt. Eine ſolche Kolonie von 25 Hektar koſtet je
nach Lage und Güte des Landes, aus erſter Hand erworben, 800—1.500 Mil⸗
reis. Von dieſer Summe muß gewöhnlich beim Ankaufe ungefähr ein Drittel
anbezahlt werden und der Reſt innerhalb zwei bis ſechs Jahren; jede Koloni—
ſationsgeſellſchaft hat etwas andere Bedingungen. Erſt nach vollſtändiger Aus—
zahlung der ganzen Kaufſumme erhält der Käufer den endgültigen Beſitztitel; bei
der Anzahlung bekommt er nur einen proviſoriſchen Titel. Die Bedingungen
ſind nicht ungerecht, denn aus den gemachten Erfahrungen geht hervor, daß der
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4 Koloniſt innerhalb der ihm geſetzten Zahlungsfriſt die Kolonie ausbezahlen kann.
3*— Sollte dieſes dem Käufer bei ganz beſonderen Unglücksfällen nicht möglich ſein,
ſo werden die Verküufer ſicher den Zahlungstermin verlängern.
In Rio de Janeiro ſowie auch hier in Porto Alegre beſteht ein deutſcher
Hilfsverein. Jeder derſelben hat ein Auskunftsbüro eröffnet; an dieſes kann
und ſoll jeder Einwanderer ſich mit vollem Vertrauen wenden, hier wird ihm
z53J auch Arbeitsgelegenheit nachgewieſen. — Leute, die mit größeren Barmitteln
hier ankommen, haben ſich beſonders zu hüten vor „guten Landsleuten“, die
ihnen alle möglichen „gewinnreiche“ Unternehmungen vorſchlagen.
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