Über die Stellung und Verwandtschaft der Subtiaba-Sprache
der Pazifischen Küste Nicaraguas und über die Sprache von
Tapachula in Südchiapas.
Von
Dr. Walter Lehmann, München.
Mit dem Abschluß meines den Sprachen Mittelamerikas gewidmeten
Werkes beschäftigt, habe ich die bisher auch von mir als isoliert ange-
sehene Sprache von Subtiaba (bei Leön in Niearagua) mit den Sprachen
Oaxacas und Guerreros verglichen. Ich ging dabei von dem Gedanken
aus, daf ein solcher Vergleich Erfolg haben könnte, da ja das dem
Subtiäba benachbarte Idiom, das Chorotega-Mangue, mit dem Chiapaneki-
schen und Mazatekischen Verwandtschaft aufweist. Sollte daher das Sub-
tiaba nicht etwa auch Beziehungen haben zu Sprachen, die im westlichen
Umkreise des Chiapanekischen und Mazatekischen zu suchen sein
müßten?
In dieser Annahme wurde ich durch eine Reihe von Tatsachen be-
stärkt, die ich in meinem Werke ausführlich behandle. Es gelang mir
zunächst festzustellen, daß die Sprache von Subtiaba, die Oviedo das
Maribio, Squier etwas willkürlich das „Nagrandan“ nennt, in alter
Jeit weiter nördlich, im östlichen Salvador, gesprochen wurde. Ks geht
dies aus einer bisher unbeachtet gebliebenen Stelle bei Oviedo (lib. 42
cap. 13 vol. IV p. 106 [r.]) hervor. Oviedo redet hier von Guatahi-
suala — Rio de Maribichieoa und bemerkt wörtlich folgendes:
„Otras minas hay en la gobernaciön de Nicaragua, a par del
rio de Maribichicoa, & assi se.llama un pueblo en que hay 800
indios de repartimiento 6 son en el mäs de 2500 animas: 6 los
indios llaman al rio ques dicho Guatahiguala, y esta a
30 leguas de Leön. El origen de aquesta gente de Maribi-
chicoa es de la provinzia de los Maribios, € por hambre se
fueron ä poblar en aquella tierra no ha mucho tiempo; porque
quando yo estuve en aquella tierra (um 1529), avia hombres vivos
que se acordaban dello, € se conoscen por parientes los unos A
los otros, &€ se hazen honra como entre debdos“.