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eingetragen ist. Dieser letztere Name dürfte jedoch wohl eine Verwechslung mit der in
der Bluefields-Lagune gelegenen Rama-Insel (Rama Key) sein. Eine „Stadt“ Rama wurde
endlich als neuer Flußhafen und neues Siedlungszentrum 1889 von der nicaraguensischen
Regierung am Zusammenfluß des Rio Rama sup. mit dem Rio Siquia, die den Bluefields-
Fluß bilden, gegründet.
Zu den Rama-Indianern müssen auch die Melchora gezählt werden, die am Rio Mel-
chora noch zur Zeit Squiers saßen, seitdem aber ausgestorben oder in der Mischlings-
bevölkerung aufgegangen sind. Der Rio Melchora mündet als ein kleiner linker Nebenfluß
östlich und nahe bei San Carlos in den Rio San Juan. Nach C. H. Berendt!) sind die
Rama-Indianer dieselben wie die am Rio San Juan Melchoras genannten. Unter dem
Namen Melchora-Melchorista, tribe of indians north to the San Juan River (on more
modern maps), erwähnt sie Eben Morton Horsford.?) Squier glaubte, daß die Nomaden-
stämme der atlantischen Küste jener Gegend, insbesondere die Melchora am Rio San Juan
„Kariben“ wären.®) Das ist ein Irrtum, da hier ebenso wie von P. Levyt) Coribiet (Co-
robief) und Caribici gleichgesetzt werden, was auf einen Druckfehler der Gomaraschen
Ausgabe zurückgeht (vgl. S. 3, Anm. 3), und da die Coribiei an sich zunächst gar nichts
mit den Kariben Südamerikas und der Antillen zu tun haben. Zu dieser Verwechslung
scheint auch die von Squier°) zitierte Schreibweise Roberts „Kharibees* für die „Caribs“
von Honduras, die richtiger überhaupt Karif genannt werden sollten, beigetragen zu haben.
Diese Verwirrung hat bereits Bovallius®) erkannt. Der Irrtum Squiers wiederholt sich
jedoch weiter in der Literatur, so auch bei Peter F. Stout. u
Nach Alb. 8. Gatschet®) sprechen die Anwohner des Rio Melchora einen Ulua-
Dialekt. Wenn jedoch die Melchora zu den Rama gehören, so kann ihre Sprache un-
möglich das ganz verschiedene Ulua sein, das mit dem Sumo-Misquito zusammen einer
Familie angehört.?) Die Rama-Melchora wohnen südlich und östlich von den Ulua und
nördlich von den @uatuso. Es ist möglich, daß Ulua-Indianer auf Streifzügen auch noch
südöstlich vom Quellgebiet des Rio Mico längs der Kordillere von Chontales vorgedrungen
sind, daß sie aber die Bewohner des Rio Melchora seien, ist zweifellos unrichtig, und
daher die obige Angabe des sonst so gewissenhaften Gatschet eine irrtümliche.
Nach einer mir mitgeteilten Sage soll der Urahn der Rama in einem steinernen
Kanoe nach Monkey Point gekommen sein. Dieses steinerne Kanoe sei jetzt noch an der
Küste als merkwürdige Steinbildung zu sehen. Es ist interessant, daß hier die Gegend
genannt wird, deren Hinterland in der Tat das Zentrum der Rama-Indianer gebildet hat
und wo, ebenso wie auf dem ein wenig weiter nördlich gelegenen Uirin Key die letzten
i) Korrespondenz-Blatt d. Deutsch. Gesellsch. f. Anthrop., Nr. 9, Sept. 1874, p. 721.; vgl. „Ausland“
1874, Nr. 45, p. 885 Ik
2) IX. Internat. Amerikanist. Kongr. Huelva 1894, p. 159.
3) Squier, Nicaragua. New York 1856. I, p. 105—6.
4
P. Levy, Notas geogräficas y econömicas sobre la Repüblica de Nicaragua. Paris 1873. 8°, p. 207.
5) Squier, Notes on Central America. New York 1855, p. 214.
6 P\
>
Bovallius, Nicaraguan Antiquities. Stockholm 1886, p. 3, Anm.
') Peter F. Stout, Nicaragua, past, present and future. Philadelphia 1859, p. 118.
8) A. 8. Gatschet in „Globus“. Bd. 72 (1900), p. 88.
9) W. Lehmann, Zts. f. Ethn. Bd. 42 (1910), p. 718—20.