Full text: Der Cocainismus

Der Cocainismus, 5 
von 0,05 g Cocainhydrochlorid in 2 com Wasser mit 2 Tropfen einer 1°/,igen Kaliumper- 
manganatlösung versetzt, so scheiden sich violett gefärbte Krystalle ab, die aus Cocain- 
permanganat bestehen. Eine ohne Schütteln vorsichtig hergestellte Mischung von 0,1 g 
Cocainhydrochlorid in 80 com Wasser mit 2 com Ammoniak (1 Teil Ammoniak auf 9 Teile 
Wasser) darf bei ruhigem Stehen im sorgfältig gereinigten Glas keinerlei Trübung zeigen. 
Bei Reiben der Wandung mit einem Glasstab treten Cocainkrystalle auf. Dieser Versuch 
ist wichtig zur Prüfung auf fremde Cocabasen, vor allem auf Isatropyleocain. Ein sehr 
praktisches, aber auch, für Novocain geltendes Reagene ist Cobaltnitrat. Verreibt man esin 
Substanz mit Cocainkrystallen, so färben sich diese intensiv blau. — Löst man 0,1 g Cocain- 
hydrochlorid in 3 com Wasser unter Zufügung von 3 Tropfen verdünnter Schwefelsäure 
und setzt 3 Tropfen einer Kaliumpermanganatlösung hinzu, so ergibt sich eine violette 
Färbung, die bei Ausschluß von Staub innerhalb einer halben Stunde keine Abnahme 
zeigen darf. Novocain hingegen wird sofort oxydiert und führt eine Entfärbung herbei. 
Gegen Novocain kann als weitere Unterscheidung die Diazoreaktion gelten, die wegen der 
dort anwesenden Aminogruppe positiv ausfällt. Man versetzt hierzu eine Lösung von 0,1 g 
der fraglichen Substanz in 5 cem Wasser mit 2 Tropfen Salzsäure, darauf mit 2 Tropfen 
Natriumnitritlösung und trägt dieses Gemisch in eine Lösung ein von 0,2 g ß-Naphthol 
in 1 ccm Natronlauge und 9 com Wasser. Durch das Natriumnitrit wird eine anwesende 
Aminogruppe diazotiert und die Diazoniumverbindung durch ß-Naphthol zu einem schar- 
lachroten Farbstoff gekuppelt. Bei Anstellung der Reaktion mit Cocainhydrochlorid ergibt 
sich eine gelblich-grünliche Färbung. 
I. 
Im allgemeinsten. Sinne ist Cocain für niedere Lebewesen ein Protoplasma- 
gift, welches zunächst erregend oder erregbarkeitssteigernd, dann lähmend 
wirkt), 
Je höher man in der 'Tierreihe aufsteigt, um so spezifischer erweist sich das 
Cocain als ein Nervengift, und zwar sowohl für den. Zentralapparat, als auch 
für die peripheren Nerven und den Endapparat. Für das Zustandekommen 
und die Intensität der Gesamtwirkung ist der Grad, der hydrolytischen Spaltung 
von Bedeutung, da ja nur die Base wirksam ist, sodann auch der Umstand, 
daß das Cocain durch gleichzeitige Anämisierung des Applikationsbezirkes 
seinen Übergang in die allgemeine Zirkulation selber hemmt. Durch Adrenalin 
wird eine noch längere Fixation erreicht, der anästhetische, aber auch der moto- 
rische Lähmungseffekt verstärkt. Die Konzentration der Cocainlösung ist 
insofern bedeutungsvoll, als bei gleicher Gesamtmenge dünnere Lösungen weniger 
giftig als konzentriertere sind. Bei der Bildung von Hautquaddeln liegt bei 
einer Verdünnung von etwa 1 :20000 seine Wirksamkeitsgrenze. Nach Gold- 
scheiders Untersuchungen über den Einfluß des Cocains auf den Haut- 
sinnesapparat schwindet zunächst das Kitzelgefühl, dann der Temperatursinn, 
dann das Schmerzgefühl, schließlich der Tast- und Drucksinn, wobei der Lähmung 
wahrscheinlich eine anfängliche Erregbarkeitssteigerung der Nervenendigungen 
vorangeht. Im Gegensatz zu der für Coeain undurchdringlichen Haut der höheren 
Tiere wird die schleimhautähnliche Froschhaut durch 2°/,ige Lösungen absolut 
gefühllos. In gemischten Nerven (z. B. im N. ischiadicus des Frosches) wird zu- 
nächst die sensible Leitung, später die motorische unterbrochen, wobei es auch 
hier zu einer kurz dauernden Erregbarkeitserhöhung kommt. Verschiedene Faser- 
arten und Faserrichtungen, vasoconstrictorische und vasodilatatorische Nerven 
!) Wir folgen hier im wesentlichen der Darstellung von Poulsson im Handbuch der 
experimentellen Pharmakologie, soweit sie für unsere späteren Erörterungen von 
Bedeutung ist. Die wichtigsten tierexperimentellen Arbeiten stammen von Anrep, 
Mosso, Kobert, Tumass, Poulsson und Grode.
	        
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