Der Cocainismus, 23
mehr sporadische Züge. Zum Teil mag das mit der ungünstigen wirtschaftlichen
Lage zusammenhängen.
Die Internationalität des Cocainismus macht auch internationale Regelungen.
und Sicherungen notwendig, über die im therapeutischen. Abschnitt noch ge-
sprochen werden soll.
Symptomatologie.
Körperliche Erscheinungen.
Wie aus der Schilderung der pharmakologischen Wirkung des Cocains hervor-
geht, erstreckt sich diese vor allem auf das Nervensystem; es ist daher natür-
lich, wenn unter den körperlichen Symptomen, die der Cocainismus hervorruft,
die nervösen die erste Stelle einnehmen.
Soweit diese in engem Zusammenhang und unter dem Einfluß der psychischen
Wirkung des Cocains stehen, sollen sie unter der psychischen Symptomatik
betrachtet werden. Dies gilt z. B. von der Wirkung des Giftes auf das allgemeine
motorische Verhalten. Die spezielle Beeinflussung des motorischen Appa-
rates gehört zu den konstanten körperlichen Symptomen der Cocainvergiftung
und äußert sich zunächst in einem ziemlich grobschlägigen Zittern, dessen
Stärke der Giftzufuhr parallel geht, zuweilen sahen wir es schon nach Dosen von
0,03 g grobschlägig und frequent auftreten. Symptomatisch wichtiger, weil
für Cocain charakteristisch, sind. eigenartige grimassenhafte Bewegungen der
Gesichtsmuskeln, vor allem mahlende Bewegungen der Kaumuskulatur. Ge-
legentlich haben wir auch trismusähnliche Zustände beobachtet. Diese Be-
wegungen sind unter den Cocainisten so bekannt, daß sie geradezu als Symbol
für den Cocaingenuß nachgemacht werden. Sie können trotz anfänglicher
Gegenwehr des Schnupfers sehr lebhaft werden und nach Abklingen der An-
ästhesie zu schmerzhaften Sensationen der Kiefer und Zunge führen. Mitunter
werden sie als so peinlich empfunden, daß sie dem Cocainschnupfer Anlaß
geben, das Zusammensein mit anderen za vermeiden. Wir sahen als Residual-
symptom diese Kaubewegungen zuweilen auch bei nüchternen Cocainisten,
wie überhaupt Bewegungen wie die des Schnupfens und an die Nase fahrens
von einigen automatisiert werden. Auch die Erregbarkeit der übrigen Körper-
muskulatur steigert das Cocain sowohl in therapeutischer Dosis wie bei der
Einnahme zu Genußzwecken, so daß es zu tonischen und klonischen Zuk-
kungen kommen kann, die bei Cocainisten besonders häufig als Zuckungen
des Kopfes, der Lippen und als Krämpfe der Finger auftreten; auch choreatische
Bewegungen wurden (bei akuter Vergiftung) gesehen.
Die schwerste Art der motorischen Reizerscheinungen sind epileptiforme
Krämpfe, die gar nicht selten durch Cocain hervorgerufen werden. Es sei
hervorgehoben, daß sie ebenso bei einer erstmaligen und verhältnismäßig sehr
niedrigen Gabe auftreten können wie bei hochgradig gewöhnten Coeainisten. Bei
schweren Intoxikationen beherrschen sie das Symptomenbild, und der Cocain-
tod. pflegt im epileptischen Koma zu erfolgen. Daß eine vorhandene Disposition
ihre Auslösung begünstigt, beweist die Empfindlichkeit der Epileptiker gegen
das Gift, die Wagner - Jauregg u. a. geradezu als diagnostisches Hilfsmittel
empfohlen haben. Jedoch sind auch zahlreiche Fälle bekannt, in denen nach
Cocain bei normalen Individuen ohne hereditäre epileptische Belastung derartige
Krämpfe auftraten (z. B. Slayter). Wie die Epileptiker gegen Gifte wie Alkohol