Von Gomera nach Hamburg. 1
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interessanten Einblick in den inneren Aufbau des Kraters, dessen
westlicher Rand etwa 300 m hoch ist und von Süden und Süd-
westen her die Stadt beherrscht. Nach Reiß stand der Kegel
ursprünglich wohl als Insel oder Halbinsel im Meer und wurde
erst später durch die von oben kommenden Laven mit der Haupt-
masse La Palmas verbunden. Ähnlich gebildete Kegel finden
sich häufig längs der azorischen Küsten und auf den Galapagos-
inseln, wo ihre Natur und Entstehungsweise zuerst von Darwin
beschrieben wurde.
Als wir im Hafen von Santa Cruz de la Palma landeten,
wurden wir von dem deutschen Kaufmann, der mir aus den
ersten Tagen meines Aufenthalts auf Gomera noch in leuchtender
Frinnerung stand, begrüßt. Er führte uns in das Hotel Inter-
nacional, eine Fonda, die einer bedeutend höheren Kulturstufe
angehörte, als das elende Gasthaus in San Sebastian. Ich unter-
nahm alsbald eine Wanderung durch die Stadt und ihre nächste
Umgebung.
Santa Cruz de la Palma zählt etwa 7000 Einwohner. Die
Straßen sind eng und mit Rollsteinen gepflastert, die die Bran-
dung gerundet hat. Die Hauptstraße verläuft parallel mit dem
Strande und heißt in ihrem südlichen Teil O’Daly, ein Name,
der sich aus der großen Zahl von Irländern erklärt, die sich hier
angesiedelt haben. Sie zeichnet sich durch ihren Reichtum an
Läden und Schaufenstern aus. An den Häusern fallen zahlreiche
Gitterbalkone mit schönen Holzschnitzereien auf; im übrigen be-
sitzt aber die Stadt kein Grebäude von besonderem architektoni-
schen Wert, etwa von dem Rathaus mit seiner reich verzierten
3ogenfassade aus dem 16. Jahrhundert abgesehen. Es war das
einzige Grebäude, das im ı7. Jahrhundert übrig blieb, als Santa
Cruz durch französische Piraten eingeäschert wurde. In der Mitte
der Stadt erhebt sich der Circo de Marta, ein kreisförmiges Gre-
bäude, in dem Hahnenkämpfe abgehalten werden, an denen die
Einwohner lebhaften Anteil nehmen und bei denen sie die un-
sinnigsten Wetten eingehen. Am nördlichen Ende von Santa
Cruz befindet sich die Plaza Alphonso XIII mit steinernen Bänken
unter alten Lorbeerbäumen. Hinter ihr beginnt der Barranco de
la Madera, an dessen Mündung ein steinernes Schiff liegt. Alle
fünf Jahre findet hier im April ein großes religiöses Fest statt,
zu dem Wallfahrer aus der ganzen spanischen Welt herbeiströmen.