Von Gomera nach Hamburg. 139
sich auch in den Nadelwäldern anderer trockener (rebiete finden
und sich daraus erklären, daß das Wurzelsystem eines jeden
Baumes sich über eine gewisse Fläche rings um den Haupt-
stamm ausbreitet und bei spärlicher Wasserzufuhr durch Auf-
saugen aller Feuchtigkeit das Aufkommen junger Bäume sowie
des Unterholzes verhindert. Der Boden des Pinars ist mit einer
Schicht rotbrauner Nadeln bedeckt, die austrocknen, ohne Humus
zu bilden. Auch findet man hier zahlreich die abgefallenen, ge-
öffneten Zapfen, die nach Schencks Angabe 10—ı7 cm lang
werden. Ich bewahre in meiner Sammlung einen Zapfen von
ı2 cm Länge und 29 cm Maximalumfang. Das feste, kienige
Holz des Baumes ist sehr haltbar und daher ausgezeichnet als
jauholz, Schiffsholz, zur Herstellung von Rudern, Fässern und
dergleichen.
Die nächsten Verwandten der kanarischen Kiefer kommen
in Nordamerika und Mexiko vor. Sie gehören zu der Sektion
Ponderosae, die durch dreinadelige Blattbüschel charakterisiert
ist. In Europa ist diese Sektion jetzt ausgestorben, war aber zur
Miocänzeit vorhanden. Die kanarische Kiefer existierte damals
im östlichen Spanien und ist von dort wohl durch Vermittlung
von Vögeln zu den kanarischen Inseln gelangt, gehört also auch
zu den tertiären Relikten. Als Vermittler der Samenverbreitung
kommen zwei Standvögel des Pinars in Betracht: der große
Buntspecht und der Teydefink.
Der große Buntspecht ist der einzige Specht, der auf den
Kanaren vorkommt. Er wird von Koenig als eine besondere
Varietät (Dendrocopus major canariensis) aufgefaßt, die sich haupt-
sächlich durch die dunklere Unterseite von der europäischen
Form unterscheidet. Er sucht die Stämme der Kiefern nach
Insekten ab und klaubt die Samen aus den Zapfen heraus.
Der Teydefink (Fringilla teydea), von den Eingeborenen
Pajaro de la Cumbre genannt, wurde erst im Jahre 1825 von
Berthelot für die Wissenschaft entdeckt und von ihm als der
Vogel Armidas bezeichnet. Das Männchen besitzt eine schöne
mattblaue Grundfarbe, das Weibchen ist rotbraun. Beide Ge-
schlechter haben weiße Binden auf den Flügeln. Über den
Aufenthaltsort und die Lebensweise dieses seltenen und scheuen
Vogels hatte man lange Zeit durchaus unrichtige Ansichten.
Man hielt ihn für einen Bewohner der Ginsterregion des Piks