140 Walther May, Gomera.
von Teneriffa, wo er sich von den Samen des (rinsters ernähren
und sein Nest in den Grinsterbüschen anlegen sollte. Die Ab-
bildung in der großen kanarischen Naturgeschichte von Webb
und Berthelot stellt das Männchen auf einem Ginsterzweig sitzend
dar. Koenig, der im Jahre 1889 eine Reise nach den kanarischen
Inseln unternahm, hauptsächlich um die Lebensweise des Teyde-
finken zu erforschen, hat jedoch gezeigt, daß dieser Fink ein
permanenter und ausschließlicher Bewohner des Pinars und wie
der Buntspecht ganz auf die Kiefer angewiesen ist. Seine
Nahrung besteht fast gänzlich aus den Samen der kanarischen
Kiefer, und sein Schnabel, der von starken Muskelbändern um-
geben und an der Basis enorm umfangreich ist, nach vorn aber
spitz ausläuft, scheint wie dazu geschaffen, die Zapfen auszu-
klauben. Auch das Nest wird auf der Kiefer angelegt; die
frühere Angabe über die Nestanlage im Ginstergebüsch beruhte
auf einer Verwechslung mit dem Würger Lanius algeriensis.
Bis jetzt ist der Teydefink nur aus dem Pinar des Piks von
Teneriffa bekannt; Koenig hält es jedoch nicht für unmöglich,
daß er auch auf La Palma vorkommt, und wenn man die großen
Schwierigkeiten bedenkt, die dieser Forscher zu überwinden
hatte, um den Vogel aufzuspüren, so kann man sich sehr wohl
denken, daß der Fink sich auch im Pinar von La Palma findet,
ohne bis jetzt dort von einem Naturforscher beobachtet worden
zu sein.
Nach Durchwanderung des Pinars südlich von Villaflor
gelangte ich um halb fünf Uhr nachmittags nach Fuencaliente,
dem südlichsten Orte La Palmas. Da eine Fonda dort nicht
existiert, so sprach ich in einer kleinen Tienda vor und bat die
Besitzerin um ein Nachtquartier. Die gewissenhafte Frau ant-
wortete mir, ein gutes Quartier könne sie mir nicht anbieten,
was allerdings auch der Wahrheit entsprach, denn ich erhielt ein
winziges, fensterloses Gemach, in dem vorher die Hühner ge-
gackert hatten. Um so besser war das Essen, das mir unter
fortwährenden Entschuldigungen, daß nichts Besseres da sei, vor-
gesetzt wurde; und eine wahre Delikatesse bildeten die schmack-
haften Makronen, wegen deren Fuencaliente berühmt ist und
von denen ich mir nicht genug auf die Wanderung des nächsten
Tages mitnehmen konnte. Während der Mahlzeit beschnupperte
ein kleines schwarzes Ferkel meine Füße.