Full text: Gomera, die Waldinsel der Kanaren

Von Gomera nach Hamburg. 147 
strichen, und Lyells Ergebnis besteht noch durchaus zu Recht, 
daß auf La Palma in demselben Gebiet zu zwei weit auseinander 
liegenden Perioden sehr heftige vulkanische Fruptionen statt- 
gefunden haben. Neuerdings hat (ragel nachzuweisen versucht, daß 
die vulkanischen Gesteine der beiden Perioden nicht nur an dem- 
selben Ort gebildet wurden, sondern auch aus demselben ursprüng- 
lichen Magma stammen. 
Über die Entstehung der Caldera-Einsenkung sind im Laufe 
der Zeit sehr verschiedene und teilweise einander widersprechende 
Theorien von den (Greologen aufgestellt worden. Leopold von 
Buch betrachtete in seiner berühmten »Physikalischen Beschreibung 
der kanarischen Inseln« (1825) die Caldera als den Typus eines 
Erhebungskraters. »Was ist die Caldera anders«, ruft er aus, »als 
die gewaltige Esse, der Erhebungskrater, durch welche das ent- 
wichen ist, was die ganze Insel aus dem Grunde der See über die 
Oberfläche erhoben hat!« Die Bestandteile des Calderagebirges 
waren nach Buch ursprünglich horizontal unter dem Meeres- 
spiegel ausgebreitet und wurden später durch unterirdische Gase 
als Masse plötzlich in die Höhe gehoben. Es entstand eine blasen- 
förmige Auftreibung der Erdrinde, die schließlich an der höchsten 
Stelle von den Gasen durchbrochen wurde und in ihren oberen 
Teilen einstürzte, während die unteren als Umwallungsmauer des 
Frhebungs- oder Einsturzkraters stehen blieben. 
Diese Theorie Buchs mußte später von den Geologen voll- 
ständig aufgegeben werden, so bedeutungsvoll und anregend sie 
zu ihrer Zeit auch war. Lyell machte ihr gegenüber geltend, 
daß so gewaltige vulkanische Massen nicht gehoben werden 
konnten, ohne auf allen Seiten Risse und Spalten zu erhalten, 
während doch der Bergkranz der Caldera auf drei Seiten voll- 
ständig geschlossen ist. Ferner konnten nach seiner Ansicht so 
bedeutende Massen auf einem beschränkten Raum nicht austreten, 
ohne sich zu einem Berg aufzutürmen. Lyell nimmt daher an, 
daß das Calderagebirge von Anfang an einen durch Aufschüttung 
entstandenen Vulkankegel darstellte und die Caldera selbst der 
Eruptionskrater dieses Kegels war, der dann durch den Einsturz 
der oberen Teile des Berges und ganz besonders durch Erosion 
erweitert wurde. Lyell wirft dabei die Frage auf, ob die Aus- 
waschung der Caldera durch die Tätigkeit des Meeres oder der 
fließenden (Gewässer erfolgte, Er hält es nicht für unmöglich,
	        
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